The Cooler USA 2003 – 102min.

Filmkritik

Liebesglück im Unglück

Filmkritik: Simon Kern

Wenn ein unverbesserlicher Pechvogel den Lebensunterhalt mit seinem Unglück bestreitet und sich unversehens in einer (Liebes-)Glückssträhne wiederfindet, dann ist selbst für Fortuna guter Rat teuer. Ein herzerwärmendes romantisches Drama mit Verlierer-Ikone William H. Macy, Maria Bello und einem grossartigen Alec Baldwin.

Spätestens seit seinen Auftritten 1996 in "Fargo" und 1997 in "Boogie Nights" ist William H. Macy für die Rolle des liebenswerten Verlierers - gut schweizerisch: "Tschooli" - schlicht die Idealbesetzung. Keinem möchte man mitfühlender kumpfelhaft die Wange tätscheln und ein Bier ausgeben als dem Rotblonden, dem die Tragik synchron gerissener Schnürsenkel permanent ins Gesicht geschrieben steht. So gesehen ist "The Cooler" ein romantisches Drama, wie es auf Macy nicht besser zugeschnitten sein könnte.

Die Handlung trägt sich zu, wo Legionen von Verlierern erst dazu gemacht werden: in einem Casino im Spielerparadies Las Vegas. Dort bekleidet Bernie (William H. Macy) den titelstiftenden Job: Als "Cooler" vermiest er Zockern die Glücksträhne. Dazu reicht es, wenn Bernie den Glückspilz lediglich am Jackett berührt, dermassen ansteckend ist sein Pech. Seinem Patron Shelly (Alec Baldwin) hat der "Cooler" schon manch erklecklichen Verlust erspart. Als nun aber Natalie (Maria Bello) in sein Leben tritt, ist es um Bernies lukrative Pechsträhne geschehen. Die beiden verlieben sich, der einstige Unglücksrabe ist der glücklichste Mensch auf Erden. Das kann nun aber Casino-König Shelly unmöglich auf sich sitzen lassen, denn ohne seinen Pechvolgel steht ihm mit seinen Geschäften das Wasser bald zum Hals.

Bei aller Sympathie für William H. Macy soll einer nicht unerwähnt bleiben: Alec Baldwin. Nach einer längeren Durststrecke gibt Baldwin als Casinobesitzer mit halbseidenem Charme und stets lauernder Brutalität endlich mal wieder eine Kostprobe seines Könnens. Wofür er prompt mit "Golden Globe"- und "Oscar"-Nominierungen belohnt worden ist. Lob gebührt aber auch Regisseur und Drehbuchautor Wayne Kramer. Zwar wirkt mit zunehmender Filmdauer der Plot als Ganzes etwas konstruiert, im Kleinen aber dennoch weitgehend lebensnah. Wie jene Momentaufnahme, als Bernie eine Staubschicht vom Vinyl mit romantischer Musik bläst - dermassen weit liegt der letzte Damenbesuch bereits zurück.

Diese Liebe zum Detail, der Grundton frisch entflammter Liebe und die brillante Besetzung sorgen dafür, dass diese herzerwärmende Ode an den Underdog fürs Publikum sowieso zum Glücksfall wird.

07.06.2021

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

montana1981

vor 20 Jahren

Vielen Dank an die Redaktion.


montana1981

vor 20 Jahren

Warum läuft der in Zürich nicht? Schade, wollte ihn unbedingt sehen. Aber anscheinend werden solche Filme, welche als "Nicht kommerziell" eingestuft werden NUR eine Woche oder so gezeigt, und nur in Bern. Nichts gegen Bern, ist mir aber zu weit. Genau das gleiche wie letztes Jahr, da zeigte man CITY BY THE SEA mit Robert De Niro im Kino im HB, aber er lief NIE im Kino. Dabei war jener, einer in welchem De Niro nach längerer Zeit wieder eine Charakterrolle überzeugend rüber brachte. -- EXASPERATION.Mehr anzeigen


cineast2001

vor 20 Jahren

Dies ist wiklich ein großartiger Film!
Nicht nur für "Las Vegas-Phile" Menschen, sondern auch für Kinogänger die auf besondere, "leise" und subtile Charakterdarstellungen stehen. Die also noch Wert auf eine gut erzählte Geschichte legen, fehrnab des "Hollywood-und CGI-Scheißes" a lá "Troy", "Van Helsing"und wie die "kosmischen Enten" alle heißen, die uns dieses Jahr schon heimgesucht haben und heimsuchen werden!!
Allen voran Alec Baldwin(leider zu Unrecht leer ausgegangen bei der diesjährigen Oscarverleihung) als "Casino-und Gangsterboß alter Schule, nein auch Wiliam H. Macy("Fargo", "Safecrackers") als liebenswerter "Looser"dessen (Un-) Glück sich wendet und Maria Bello ("Traumpaare", "Auto Focus") als "Nutte"mit Herz, die sich in den Looser verliebt, brillieren hier in einem sensibel-subtilen und melancholischen Film der gleichzeitig auch ein Abgasang auf das alte Las Vegas jenseits des"Strips"ist!!

GRANDIOSES UND EINZIGARTIGES KINO!!

Solche Filme brauchen wir mehr in unseren Kinos!!!Mehr anzeigen


Mehr Filmkritiken

Gladiator II

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Venom: The Last Dance

Typisch Emil