Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen Tschechische Republik, Deutschland, Grossbritannien, USA 2003 – 110min.
Filmkritik
Die Liga der schlechten Comic-Adaptionen
In Form eines literarischen Potpourris entwickelte der renommierte Autor Alan Moore ("From Hell") "The League of Extraordinary Gentlemen". Ein halbes Dutzend Figuren aus den berühmten Romanen des neunzehnten Jahrhunderts bevölkern diese Comic-Serie, die man nun als Kinoadaption mit Sean Connery in der Hauptrolle auf ihre Banalitäten reduziert hat.
Die abenteuerliche Geschichte, welche anno 1899 in einem viktorianischen Paralleluniversum stattfindet, ist an sich clever ausgedacht: Der Abenteurer Allan Quatermain (Connery), die Vampirfrau Mina Harker (Peta Wilson), Captain Nemo (Naseeruddin Shah), Dr. Jekyll und sein alter Ego Mr. Hyde (Jason Fleming) sowie der unsichtbare Mann Rodney Skinner (Tony Curran) den Ausbruch eines Weltkriegs verhindern. Alan Moore lässt in seiner Vorlage die Geschöpfe aus den Geschichten von H.G. Wells, Bram Stoker, H. Rider Haggard, Jules Verne und Robert Louis Stevenson zusammenfinden. Aus der Fiktion der damaligen Zeit entsteht eine alternative Realität und somit ein wunderschönes Gemälde einer Epoche des technischen Aufbruchs und der sexuellen Repression, in der diese Romane entstanden sind.
Das Drehbuch erweitert das Ensemble um Oscar Wilde's Dorian Gray (Stuart Townsend) und als Eingeständnis an das amerikanische Publikum (alle anderen Figuren sind europäischer Herkunft) Mark Twain's Tom Sawyer (Shane West). Eine an sich so weit vertretbare Veränderung, hätten die Macher im Verlauf der Umsetzung nicht auch gleich noch sämtliche Eigenständigkeiten der Figuren über Bord geworfen. Diese literarischen Geschöpfe sind zerrissene Persönlichkeiten, welche Moore aus den Seiten der Romane herausgepflückt und mit viel erzählerischer Verve zusammengeführt hat. Von dieser Ambivalenz sind jedoch nur die plumpesten Aspekte übrig geblieben, wofür weder der schleppende Erzählfluss noch die schlaksig eingebauten Action-Sequenzen Ersatz bieten.
Auf Papier sah das Projekt einst sehr vielversprechend aus. Mit Regisseur Stephen Norrington ("Blade"), Produzent Don Murphy ("From Hell") und Drehbuchautor James Robinson, einem engen Freund von Alan Moore, standen Leute an vorderster Front, deren Verständnis für das Medium und die filmische Umsetzung sehr wohl vorhanden ist. Umso enttäuschender ist es nun, mitanzusehen, wie der Geist von Moore's Grundidee in Stücke gehackt wurde. Da mag Produzent Murphy noch lange erklären, er habe nie vorgehabt, eine werkgetreue Adaption in die Kinos zu bringen. Das entschuldigt das schwache Endprodukt nicht, vor allem weil die Veränderungen einzig und allein zu Gunsten überaus platter Sommerunterhaltung vorgenommen wurden.
Hauptleidende hierbei sind nicht zuletzt die Schauspieler, welche die widrigen Umstände des Projektes (das Set wurde überflutet, Connery verzankte sich mit Regisseur Norrington) aus erster Hand zu spüren bekamen, und bisweilen völlig abwesend durch die nicht mal uninteressanten Dekors stolzieren. Womit dem ganzen Unterfangen der letzte Sargnagel eingeschlagen wird.
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Kommentare
Ein würdiger Abschluss für Sean Connery. Regisseur Stephen Norrington hat sich für seine Graphic Novel alle Freiheiten erlaubt, die das Genre gestattet. Eine bunt zusammengewürfelte Schar von Namen, die fast jeder kennt. Hier werden aber noch ihre Eigenheiten hinzugefügt. Da ist Dorian Gray (Stuart Townsend), Captain Nemo (Naseeruddin Shah), ‘M’ oder Tom Sawyer, auch ein Unsichtbarer kommt hinzu und viele mehr. Darunter ist u.a. auch Mina Harker (Peta Wilson), die Vampir Lady neben Jackyll und Mr Hide. Alle agieren natürlich unter der Leitung von Quatermain (Connery). Und der folgt nur dem Ruf des Empires. Nachdem er z.B. für einen Gegner ein Büffelhorn als Garderobenständer benutzt hatte und dem der Union Jack auf den Kopf fällt während er da so hängt, meint Sean bloß ‘Rule Britannia…‘
So gibt es viel Klamauk, Riesenballereien und eine Menge lustige Situationen in großartiger Ausstattung wie ein U-Boot oder eine Luxuskarosse mit überlangem Vorderbau. Zu alledem passt der Schluss nicht so ganz. Wir versinken am Ende nicht in Trübsal, wenn sich fast alle gegenseitig umbringen – auch Sean erwischt’s in seinem letzten Film – aber da kommt zu viel Pathos und Theatralik auf. Am Ende sehen wir einen tanzenden Schamanen. Beil coolen Genießen hat man fast vergessen, dass es eigentlich um Waffenbau und Weltkriegsgefahr ging. Man fühlte sich aber dennoch gut unterhalten. Adé Sean.† Du warst ein außergewöhnlicher Gentleman.… Mehr anzeigen
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 18 Jahren
Hab noch nie einen schlechteren Film gesehen... jaja ok Open Water ist noch schlechter! Aber trotzdem einen der schlechtesten Filme die es gibt.
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