50 erste Dates USA 2004 – 94min.

Filmkritik

Schmetterlinge im Bauch, Leere im Hirn

Filmkritik: Jürg Tschirren

Adam Sandler als Held in einer romantischen Komödie zu sehen, ist zweifellos eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Wenn er aber wie in "50 First Dates" Drew Barrymore als Partnerin mit Gedächtnisschwund hat, mag man sich gerne damit abfinden.

Es beginnt mit einem Hoden-Witz, einem kotzenden Walross und Rob Schneider, der als bekiffter Hawaianer Ula etwas sagen darf, das sich anhört wie "Haifische - sie beissen nur, wenn du ihren Genitalbereich berührst." Nichts Ungewöhnliches also für einen Film mit Adam Sandler in der Hauptrolle. Gott sei Dank treten solche Scherze in den Hintergrund, wenn "50 First Dates" seinen Plot entfaltet, der mal eben Harold Ramis' "Groundhog Day" mit Christopher Nolan's "Memento" kurzschliesst: Henry Roth (Adam Sandler) arbeitet als Veterinär und Frauenschwarm auf Hawaii. Seine unverbindlichen Flirts mit willigen Touristinnen haben ein Ende, als er die bezaubernde Lucy (Drew Barrymore) kennen lernt. Und noch mal kennen lernt. Und noch mal. Und dann noch mal. Und noch mal. Kein Tippfehler: Lucy leidet seit einem Autounfall an einer Störung des Kurzzeitgedächtnisses und vergisst jeweils nach Tagesfrist, was sie in den 24 Stunden zuvor erlebt hat. Und so wie Lucy gezwungen ist, den gleichen Tag stets aufs Neue zu erleben, muss Henry immer und immer wieder ihr Herz erobern - anfänglich mit unterschiedlichem Erfolg.

Wenn einer wie Adam Sandler, der als "Billy Madison" und "Waterboy" höchstens auf Sonderpädagoginnen attraktiv wirkte (wohlgemerkt: als Studienobjekt, nicht als Liebhaber), plötzlich zum Aushängeschild einer romantischen Komödien taugt, muss das mit einem Wandel des Genres zusammenhängen. Was man als "Neue Romantische Komödie" bezeichnen kann, schöpft seine Dramatik zwar weiterhin daraus, dass da zwei nur mit Hindernissen zusammen finden. Doch während es früher äussere, gesellschaftliche Umstände waren, die eine Vereinigung störten, haben sich die Hindernisse nun ins Innere, in die Psyche der Charaktere verlagert. Besonders deutlich machte das der schizophrene Jim Carrey in "Me, Myself & Irene", Drew Barrymore als Lucy ist nur ein weiteres Beispiel. Charakterlich gefestigte Darsteller wie Tom Hanks haben in solchen Geschichten nichts mehr zu suchen - eher schon einer wie Ben Stiller, der als kleingewachsener jüdischer Mann mit zahlreichen Neurosen in "Along Came Polly" Sandlers älterer Bruder sein könnte.

Wenn die Frauen nun in den ersten Minuten von "50 First Dates" dutzendweise von Henry Roths Anziehungskraft schwärmen, denkt wohl niemand gleich an den fretchenhaften Sandler. Als Gegenüber von Drew Barrymore aber stimmt die Chemie. Allerdings: An der Seite der charmant kichernden Schauspielerin würde noch die grösste Knallschote gut aussehen. Und bei Weitem nicht jeder Scherz in "50 First Dates" ist wirklich lustig, gleiches gilt für einige der forciert neurotischen Nebenrollen.

Interessant ist allerdings zu beobachten, dass Sandler seinen infantil-anarchischen Humor nun an Typen wie Rob Schneiders Ula delegiert hat. Der wirkt wie ein leicht peinlicher alter Freund, der dem nun Arrivierten unablässig die eigene Vergangenheit vor Augen hält. Beim gemeinsamen Golfspielen schlägt Schneider den Ball mit Anlauf und einem wilden Schwinger ab, wie Sandler es einst als "Happy Gilmore" tat. Dieser sieht es und meint bloss, das sei der dümmste Schlag, den er je gesehen habe.

19.02.2021

3.5

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Kommentare

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Mikelking

vor 9 Jahren

Ich mag zwar keine Liebesfilme, aber da der Adam Sandler durchdringt, macht der Film sogar mir Spass. Kann man sich gut mit der Freundin anschauen.


Jossea

vor 12 Jahren

Hammer Film. Witzig, romantisch, Ferienfeeling. Wirklich überraschend.


movie world filip

vor 12 Jahren

unglaubwürdige aber charmante idee... plus gute rolle für rob schneider: gute witzen -


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