In Your Hands Dänemark 2004 – 101min.

Filmkritik

Zeichen und Wunder

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Die übersinnliche Begabung einer Gefängnis-Insassin stürzt eine Pfarrerin in eine handfeste Glaubenskrise. Die dänische Regisseurin Annette K. Olesen hat mit "In Your Hands" ein depressives Dogma-Drama abgedreht.

Brrr, in diesem Dänemark weht ein eisiger Wind. Bilder, in spärliches, leichenblasses Licht getaucht. Bilder, die trüb, grobkörnig und hart im Schnitt sind. Bilder, die eine Geschichte von bemerkenswerter Kühle umrahmen. Einen Feel-Bad-Movie will Dogma-Filmerin Annette K. Olesen ("Små ulykker" - "Kleine Missgeschicke") abgedreht haben. Dies ist ihr samt und sonders gelungen. Nicht nur formal.

Olesen hat sich für "In Your Hands" so ziemlich alles vorgeknöpft, was sich im Sumpf von Tabu und Tristesse finden lässt: Drogen, Psychosen, Mobbing, Abtreibung und Kindstod. Der Schauplatz: Ein Frauengefängnis, wo Freiheitsentzug und Drogensucht Hand in Hand gehen.

Dorthin wird die junge Pfarrerin Anna (Ann Eleonora Jörgensen) kurzfristig als Vertretung berufen. Zur gleichen Zeit wird eine Gefangene eingeliefert, der übersinnliche Kräfte nachgesagt werden: Durch Handauflegen befreit Kate (Trine Dyrholm) die Gefängnis-Junkies von ihrer Abhängigkeit Als Kate der skeptischen Pfarrerin weissagt, sie sei schwanger, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Zeichen und Wunder gibt es viele in diesem Film. Doch die Protagonisten finden letztlich kein Heil. Ein Stück Religionskritik? Mitnichten: Da wird nicht angeprangert, auch wenn mit religiösen Symbolen ziemlich locker umgesprungen wird: So wischt eine Putzfrau dem hölzernen Jesus am Kreuze am Allerheiligsten herum. Doch wirklich provozieren wird dies auch kaum jemanden.

Was unter dem Strich bleibt: "In Your Hands" ist ein Film mit guten Schauspielern, der einen zuerst unter die Haut geht und dann ziemlich kalt lässt. Wie ein eisiger Wind eben.

07.12.2004

3

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Kommentare

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djvan

vor 20 Jahren

Faszinierend, fesselnd und erschreckend! DOGMA rules!


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