Be with Me Singapur 2005 – 90min.
Filmkritik
Schweigen ist Silber, Schreiben ist Gold
Theresa Chan wurde 1943 in Singapur geboren; als Jugendliche erblindete und ertaubte sie. Dennoch führt sie ein selbstbestimmtes Leben, welches Eric Khoo mit drei von Kommunikationsproblenen, Einsamkeit und Sehnsucht geprägten fiktionalen Geschichten lose in Beziehung setzt.
Als nach einem langen, gemeinsamen Leben die immer noch geliebte Ehefrau stirbt, führt das bei einem Singapurer Lebensmittelhändler zu tiefer Trauer. Immer wieder ist das ausgemergelte Gesicht zu sehen, nicht einmal sein freundlicher Sohn kann ihn aus seiner Lethargie reissen. Dieser Verlust wiegt schwer, ist aber keine aussergewöhnliche Situation. Fast unglaublich scheint dagegen das Schicksal der heute über 60jährigen Theresa Chan, die seit ihrer Jugend weder sehen noch hören kann, und die trotzdem ein erstaunlich aktives und erfülltes Leben führt. Sie ist auch die einzige reale Person, spielt sich gleich selbst und ihre Lebensgeschichte wird punktuell vorgestellt.
Im dritten Handlungsstrang will eine fast erwachsene Schülerin nicht wahrhaben, dass sie von ihrer Freundin verlassen wurde, während im vierten Handlungsstrang ein Gelegenheitsarbeiter mit einer von ihm angehimmelten Büroangestellten Kontakt aufnehmen möchte, was recht schwierig zu sein scheint. Neben dem Verlust einer nahestehenden Person oder der beiden wichtigsten Sinne, dem Hören und Sehen, und dem Fehlen einer Beziehung zu einer - immerhin einseitig - Geliebten, erleben wir einen gefühlskalten Singapurer Alltag, in dem wenig geredet wird - und das ist gut so, denn, wenn einmal ein paar Wort fallen, sind es fast immer unfreundliche. Am meisten wird bezeichnenderweise noch von der taubblinden Theresa Chan gesprochen, der es auch paradoxerweise am besten zu gehen scheint, als ob sie die gesellschaftliche Rücksichtslosigkeit nicht wahrnähme.
Kommunikationsmittel sind vorwiegend das Mobiltelefon für SMS-Nachrichten, Rechner für elektronische Post und fürs Chatten, Handflächenzeichen für Theresa Chan und die Schreibmaschine, auf der sie ihre Autobiographie tippt. In ruhigen Kameraeinstellungen und ohne Schnittschnickschnack wird den Figuren Raum gegeben. Wiederholungen bestimmter Szenen betonen Routine und Erstarrung. Die Schauspielerinnen wirken natürlich, nehmen sich eher zurück, und kaum eine Szene wirkt konstruiert, was dem ganzen Film einen dokumentarischen Charakter verleiht, und zusammen mit dem scheinbar planlosen Geschehen an Filme von Michael Haneke erinnert, die ebenfalls einen starken Eindruck hinterlassen.
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