Don't Come Knocking Frankreich, Deutschland, USA 2005 – 123min.
Filmkritik
Auf der Suche nach der verlorenen Wirklichkeit
«Don't Come Knocking», Wim Wenders nach «Paris, Texas» zweite Arbeit nach einem Drehbuch von Sam Shepard, ist sein seit Jahren emotionalster und schönster Film. Er erzählt eine launige Story um einen abgehalfterten Westerndarsteller, der sich auf die Suche nach seinem verpassten Leben begibt.
Wildwest-romantisch beginnt "Don't Come Knocking": Mit einem Mann, der in Cowboy-Kluft hoch zu Pferd quer durch den Grand Canyon der untergehenden Sonne entgegenreitet. Doch die Bilder sind trügerisch. Der da reitet ist kein Cowboy, sondern ein Cowboy-Darsteller. Howard Spence ist sein Name, er wird gespielt von Sam Shepard, der auch das Drehbuch schrieb. In jungen Jahren war Spence ein Star. Er drehte Film um Film und sorgte mit Frauengeschichten, Alkohol- und Drogenexzessen für heisse Schlagzeilen. Doch nun fühlt sich Spence ausgelaugt und leer. Macht in Wim Wenders neuem Film wahr, wovon mancher träumt: Er lässt Regisseur und Crew mitten während den Dreharbeiten stehen - "The Phantom of the West" heisst der Film, der in "Don't Come Knocking" gedreht wird - und haut ab.
Spence reist quer durch Utah und Nevada zu seiner Mutter, die er dreissig Jahre lang nicht mehr gesehen hat. Erfährt von dieser, dass sein Vater seit Jahren tot ist und dass vor Jahrzehnten eine Frau anrief, die Spence geschwängert haben soll: Auf eine Stippvisite in ein anderes Leben, das er nie führte, das seines aber auch hätte sein können, führt Wim Wenders seinen Protagonisten in "Don't Come Knocking". Einen Versicherungsagenten - herrlich schnodderig und misanthropisch: Tim Roth - schickt er ihm hintendrein. Doch Spence' Mom - wohltuend burschikos: Eva Maria Saint - hält diesen mit Milch und selber Gebackenem hin. So dass Spence in Papas türkisblauem Packard gegen Montana brausen kann, wo im Bergkaff Butte seine einst grosse, von ihm aber schnöde sitzen gelassene Liebe Doreen - grossartig: Jessica Lange - lebt.
In der Folge erzählt Wenders von Wieder- und Neubegegnungen. Zwischen Spence und Doreen, zwischen Spence und Doreens Sohn und zwischen Spence und einer jungen Frau, die wohl seine Tochter ist. Emotionsgeladen und humorvoll wie lange kein Wenders Film mehr war ist "Don't Come Knocking". Verwöhnt mit Bildern, welche die Verlorenheit der Gemälde von Edward Hopper ausstrahlen, und erinnert unvermittelt an "Paris, Texas", den anderen Film, den Wenders vor zwanzig Jahren nach einem Buch von Sam Shepard drehte. Eine Wender'sche Liebeserklärung an die Landschaften Amerikas und das US-Kino ist "Don't Come Knocking", und eine feine Hommage an den Western: Der Lonesome Hero, der an jedem Ort seiner Heldentat eine Geliebte zurücklässt, und Frauen, die in wortloser Selbstverständlichkeit die Kinder ihrer verschwundenen Lover aufziehen: Das sind Personen, die entstehen, wenn man die Biographien klassischer Western-Figuren weiterspinnt.
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Kommentare
charmante kleienere film mit starke darstellern von wim wenders
Wunderschöne Bilder, Geschichte mit Tiefgang, überzeugende Schaupieler. So schön kann Kino sein. Ein Glück für alle Kinogänger/innen, dass es Wim Wenders gibt.
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