Kiss Kiss, Bang Bang USA 2005 – 103min.

Filmkritik

Coole Ganoven und lästige Leichen

Filmkritik: Marc Mair-Noack

Man nehme etwas Film Noir, jede Menge schwarzen Humor, gute Dialoge und fähige Schauspieler, würze das Ganze mit einer Prise "Pulp Fiction" und hoffe inständig, dass daraus ein Kultfilm wird. Das Ergebnis namens "Kiss Kiss, Bang Bang" kommt zwar gut gelaunt daher, wirkt aber zu wenig eigenständig, um wirklich kultig zu werden.

Mit dem Drehbuch zu "Lethal Weapon" hat Shane Black in den achtziger Jahren das Actionfilmgenre mitgeprägt, Produzent Joel Silver war mit "Die Hard", "Predator" und später "The Matrix" nicht weniger erfolgreich. Zusammen wollen sie nun auch dem Film Noir ihren Stempel aufdrücken.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der vom Pech verfolgte Ladendieb Harry Lockhart (Robert Downey Jr.). Als er auf der Flucht vor der Polizei in ein Casting für einen Hollywood-Krimi platzt, wird er kurzerhand als Nachwuchstalent entdeckt und in die Filmmetropole geschickt. Harry scheint damit seit langem wieder etwas Glück zu haben und geniesst die neue, unverhoffte Situation.

Als Vorbereitung für Testaufnahmen soll der ehemalige Kleinkriminelle beim ruppigen Privatdetektiv Perry (Val Kilmer) einen Einblick in die Welt der Schnüffler und wirklich grossen Ganoven erhalten. Doch der schwule Perry hält nicht viel von seinem neuen Begleiter und schleppt ihn nur widerwillig mit sich herum. Da lernt Harry die attraktive Harmony (Michelle Monaghan) kennen, die sich erfolglos um eine Karriere als Schauspielerin bemüht. Ihr gegenüber gibt er sich, quasi als Training für seine Filmrolle, als abgebrühter Detektiv aus.

Das geht solange gut, bis Harmonys Schwester unter seltsamen Umständen Selbstmord begeht und Harry plötzlich mitten in einem tatsächlichen Mordfall steckt. Harry, der schon von der glamourösen Filmwelt träumte, sieht sich auf einmal inmitten von zwielichten Ganoven und lästig anhänglichen Leichen wieder.

Die billigen Detektivheftchen, die Harmony im Film andauernd verschlingt, waren auch für Drehbuchautor und Regisseur Shane Black der eigentliche Ausgangspunkt für "Kiss Kiss, Bang Bang". Selbstredend, dass der Film jede Menge Klischees der Gaunerromane aufweist. Doch Black zitiert nicht nur, sondern spielt auch mit den altbekannten Mustern der Detektivromane und des Film Noir und entwickelt sie weiter. So kann der Ich-Erzähler auch mal den Film anhalten und etwas zurückspulen oder so erweist sich der abgebrühte Oberschnüffler Perry, völlig fern jeder Genrekonvention, als überaus schwul.

Dennoch kann "Kiss Kiss, Bang Bang" nicht völlig überzeugen. Während der Film Noir besonders wegen seiner starken Figuren funktioniert, sucht man diese in der Hommage an das Genre vergeblich. Obwohl Robert Downey Jr. und vor allem Val Kilmer ausgezeichnete Arbeit liefern, bleiben ihre Charaktere nur sehr eindimensional. Auch wird man den Verdacht nicht los, dass Black mit einigen äusserst drastischen Szenen und etwas bemühter Coolness versucht, sich an Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" dranzuhängen.

Einen ähnlich prägenden Eindruck auf die Filmgeschichte wird "Kiss Kiss, Bang Bang" kaum machen, was aber auch nicht weiter schlimm ist. Gut unterhalten wird man in diesen 103 Minuten allemal.

25.01.2021

3.5

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Kommentare

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Barbarum

vor 12 Jahren

Sehe gerade wieder mal Kiss Kiss Bang Bang am Fernsehen. Und erinnere mich gerade wieder, wie begeistert ich von dem Film bin. Tolle Dialoge, reichlich Action, bezaubernde Chemie zwischen den einzelnen Akteuren, und eine frische Geschichte, dazu die tolle Buddy-Movie Chause, die Shane Black anscheinend im Schlaf beherrscht.Mehr anzeigen


movie world filip

vor 12 Jahren

coole action, coole witze, coole story - cool gespielt - also: cool!


exley

vor 17 Jahren

Ich fand den Film äusserst unterhaltsam und habe mich bestens amüsiert. Der Film nimmt sich selber auf eine angenehme Weise überhaupt nicht ernst. Dies zeigt zum Beispiel sehr schön der Charakter Harry Lockhard, der gleich selber als Erzähler fungiert und oft direkt mit dem Publikum spricht, was dem Zuschauer immer wieder die Fiktionalität und Subjektivität des Films vor Augen führt. Alles was passiert wird durch seine Brille betrachtet und verfremdet, was dem Film einen permanenten ironischen Touch verleiht.

Die unglaubliche Verkettung ungünstiger Ereignisse und abstruser Zufälle führen zu wahnsinnig komischen und auch geradezu haarsträubenden Szenen. Zusätzlich machen auch die witzigen Dialoge und der gelungene Wortwitz Freude. Auch die beiden Hauptdarsteller machen einen ausgezeichneten Job und erweisen sich m. E. als hervorragende Wahl.

Die Geschichte ist dabei eigentlich eher nebensächlich. Ich finde, der Film bietet einfach tolle Unterhaltung und hat seinen ganz eigenen, besonderen Stil.Mehr anzeigen


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