Die Geisha USA 2005 – 146min.
Filmkritik
Zickenkampf im Geisha-Haus
Mit "Memoirs of a Geisha" kommt eine weitere Buchverfilmung ins Kino. "Chicago"-Regisseur Rob Marshall befasst sich einmal mehr mit Rivalitäten unter Frauen - diesmal in der geheimnisvollen Welt der Geishas. Gelungen ist ihm ein auf Hochglanz poliertes Historiendrama ohne Tiefgang.
1997 publizierte Arthur Golden seinen Roman "Memoirs of a Geisha". Das Epos blieb zwei Jahre lang in der Bestsellerliste der "New York Times". Ein idealer Stoff für eine Verfilmung, dachten sich die Produzenten Lucy Fisher, Douglas Wick und Steven Spielberg, die Rob Marshall für die Verfilmung gewinnen konnten. Nicht verwunderlich, denn Goldens Geschichte über die Welt einer Geisha fasziniert. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg werden die neunjährige Chiyo (Suzuka Ohgo) und ihre Schwester von ihrer mittellosen Familie ins Vergnügungsviertel der alten Kaiserstadt Kyoto verkauft. Die Geschwister werden getrennt und Chiyo landet in einem Okiya, einem Geisha-Haus.
Die Vorsteherin des Okiyas will das kleine Mädchen mit den ungewöhnlich blauen Augen zur Geisha ausbilden lassen. Doch nach einem Fluchtversuch wird Chiyo zum Hausdienst degradiert. Ganz zur Freude der eifersüchtigen Hatsumomo (Gong Li), der erfolgreichsten Geisha dieses Okiyas. Genüsslich versäumt sie keine Gelegenheit, um ihre Launen an Chiyo auszulassen. Einzig die unerwartete Begegnung mit einem einflussreichen Geschäftsmann (Ken Watanabe), der Chiyo mit Güte behandelt, lassen das junge Mädchen wieder Hoffnung schöpfen: Nun will sie alles daran setzten, eine bekannte Geisha zu werden und den gutherzigen Geschäftsmann wieder zu sehen.
Die grossen Lieben und Leiden der Frauen sind in Marshalls Umsetzung der Buchvorlage Hauptthema. Doch irgendwie bleiben eben diese Motive an den wächsernen Masken des visuellen Pomps kleben. Bedeutende Momente in einem Geisha-Leben, wie die Mizuage, die Entjungferung, für die Gebote in Rekordhöhe gesteigert wurden, werden in kurzen und keuschen Szenen abgehandelt. Nichts erfährt man über die Ängste der Fünfzehnjährigen. Auch die Besetzung der Japanischen Figuren mit Chinesischen Schauspielerinnen sorgte für Unmut. Keine Frage, man schaut der anmutigen Michelle Yeoh und dem zauberhaften Spiel Ziyi Zhangs gerne zu. Trotzdem kommt man (auch ohne nationalistische Hintergedanken) nicht umhin zu fragen, ob es nicht genügend japanische Darstellerinnen gab, die Marshalls Kriterien entsprachen. Bestimmt hätte die Newcomerin Chiaki Kuriyama, bekannt geworden als Morgensternschwingende Gogo Yubara in "Kill Bill", eine ebenso bissige Hatsumomo abgegeben.
"Memoirs of a Geisha" wurde für den diesjährigen Golden Globe in den Kategorien "Beste Darstellerin" und "Beste Filmmusik" nominiert. Mitsamt den spektakulären Kimonos sind das drei gute Gründe, sich den Film dennoch im Kino anzusehen.
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Kommentare
Der Werdegang einer Geisha: (Zhang Ziyi als Sayuri); aus ärmlichen Verhältnissen stammend wird sie an ein Geisha Haus verkauft, wo sie von Mameha (Michelle Yeoh) eine gründliche Ausbildung erhält: Kleidung, Tanz, Gesang, Teezeremoniell etc. Hatsumomo (Gong Li) wird ihre erbitterte Feindin bis hin zur Prügelei aus Eifersucht und Brandstiftung. Der Direktor (Ken Watanabe) wird zu Sayuris Förderer, der sich aber erst am Ende outen wird. Sayuri fällt durch ihre Schönheit und ihren klugen Verstand auf. ‘Es ist vergeblich den Karren seitwärts zu schieben.‘ Ihre fachliche Qualifikation wird in Euphemismen verpackt.‘ Der Aal des Mannes dringt in die Hähle der Frau.‘ Erste Erfahrungen mit zudringlichen Männern bringen Sayuri nicht davon ab, ihrer Liebe zu Direktor Dr. Krebs zu verleugnen.
Im 2. Weltkrieg hilft sie ein Riesengeschäft mit den USA anzukurbeln. Bevor sie sich gegenseitig mit dem Direktor ihre lebenslange Liebe gestehen können, fasst das Drehbuch die Geisha Philosophie zusammen. ‘Sie bemalt ihr Gesicht, um es zu verstecken, Ihre Augen sind tiefe Wasser…‘ Er hatte sie am Straßenrand als kleines Mädchen gesehen und nie wieder vergessen. Angenehmes Happy End nach all den Informationen und Erläuterungen, die in wunderschöne Bilder gefasst sind.… Mehr anzeigen
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 14 Jahren
Die Bilder sind wie aus dem Hochglanzprospekt der Tourismusbranche und auch der ruhige Kommentar aus dem Off hat seine Wirkung. Und wer dann die erste Hälfte überstanden hat und nicht eingeschlafen ist, erlebt noch wie der 2. Weltkrieg vorübergehend etwas Schwung in die dröge Handlung bringt. Das passt zwar zum bisher Gesehenen wie der Fisch zum Fahrrad, aber man ist für die Abwechslung dankbar. Selbst die fernöstliche Filmikone Gong Li - hier mal als Bitch - kann nichts reißen oder retten. Sie versucht wenigstens ansatzweise etwas Schauspielkunst einzubringen. Die süße Schönheit aus House of Flying Daggers (Zhang Ziyi) dagegen wird hier reduziert aufs schöne Mandelaugen machen. So verharrt sie in ihrer Schönheit bis zum vorhersehbaren Happy End. Alles in allem etwas ermüdend.… Mehr anzeigen
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