The Jacket Deutschland, USA 2005 – 105min.
Filmkritik
Zeitreise
Wenn Filme zu viel wollen: "The Jacket" ist gleichzeitig Zeitreise, Thriller, Liebesgeschichte und ein wenig Kriegsfilm. So einen wilden Mix können selbst Adrien Brody und Keira Knightley nicht zusammenhalten.
Es beginnt im Krieg: Jack Stark (Adrien Brody) gehört zu den Bodentruppen des zweiten Golfkriegs und ein irakischer Junge schiesst ihm in den Kopf. Stark überlebt mit einer schweren Hirnverletzung und wird aus dem Dienst entlassen. Zurück in den USA ändert sich das Bild - im wahrsten Sinn des Wortes. Statt den ins Grün des Restlichtverstärkers getauchten Kriegsszenen dominieren nun zarte Winterfarben, als Stark in verschneiter Landschaft das Mädchen kennen lernt, das er in der Zukunft lieben wird. Bis er sie wiedersieht geschehen ein Mord, für den der Kriegsveteran zu unrecht verurteilt wird, Starks Einweisung in eine psychiatrische Anstalt und die Behandlung durch einen skrupellosen Arzt (schön besetzt: Kris Kristofferson).
Schon in den ersten fünfzehn Minuten ist "The Jacket" also kurz Kriegsfilm, noch kürzer Roadmovie und Gerichtsdrama und schliesslich landen wir im Irrenhaus. Es folgen: Zeitreise, Thriller und Liebesgeschichte. Stark wird mit Medikamenten voll gepumpt, in eine Zwangsjacke gesteckt und in ein Schliessfach gesperrt. File under: Alternative Behandlungsmethoden. Die Folter hat einen Nebeneffekt: Festgeschnallt in die Zwangsjacke kann der Patient in die Zukunft reisen. Dort trifft er nicht nur das oben erwähnte, zur Frau gereifte Mädchen (Keira Knightley), sondern erfährt auch von seinem bevorstehenden Tod.
Versuche, Vorgänge wie diese plausibel zu erklären, können nur im Lächerlichen enden. Regisseur John Maybury lässt darum eine Art magischen Realismus walten und kümmert sich nicht um die Trennung von Mythos und Logos. Zeitreisen geschehen hier einfach, basta. Und sie geschehen in psychedelischen Bildern, denn Maybury gelingt es wie schon im Francis Bacon-Film "Love Is the Devil" Stimmungen gekonnt in Bilder umzusetzen. Gemeinsam mit Kameramann Peter Deming ("Mulholland Drive") macht er "The Jacket" zu einem auf visueller Ebene spannenden Erlebnis.
Weniger spannend ist die Geschichte selbst: All die Fragmente zwischen Krieg, Zukunft und Anstalt bleiben eben: Fragmente. Zu einer kohärenten Geschichte wollen sie sich nie vereinen. Da helfen auch die vielen Nebenfiguren nicht, die einen kurzen Auftritt haben - Jennifer Jason Leigh als Psychiaterin etwa oder James Bond in spe Daniel Craig als Insasse. Am Ende lassen die vielen Settings und Subplots den Zuschauer alles Interesse an den Figuren verlieren - und das trotz einer gewohnt starken Darstellerleistung von Adrien Brody.
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Kommentare
diesen film habe ich vor 6 monaten REGULÄR auf DVD GEMIETET (CH) nicht aus amerika sonder ch version. kann mir jemand erklären warum dieser film nun in die kinos kommt?!
fazit: super schauspieler, super stimmung und kameraführung, ein visueller leckerbissen. story naja, löcher löcher löcher. und das ende lässt einen auf dem tv sessel einfach so zurück.… Mehr anzeigen
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