The Syrian Bride Syrien 2005

Filmkritik

Grenzüberschreitungen

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Von einer Grenze, bornierten Beamten, Familienkonflikten und einer Braut im Niemandsland zwischen Israel und Syrien erzählt die Tragikomödie von Eran Riklis - nicht ohne irr- und aberwitzige Zwischentöne. Dafür gabs den Publikumspreis in Locarno und in Montreal 2004.

Grenzen markieren Staatsmacht. Grenzen schützen nicht, sondern trennen, sie beeinflussen Schicksale. Das war in Berlin nicht anders als nun in Israel/Palästina. Rigide Regeln, vom Staat verordnet, richten sich allzu oft gegen Menschen, obwohl die Verantwortlichen gerne etwas anderes behaupten. Filmautor Eran Riklis, der 1991 international mit dem Film «Cup Final» auf sich aufmerksam machte, schildert die Vorgeschichte einer Hochzeit mit Hindernissen und ein bisschen mehr.

Mona, Tochter aus einer drusischen Familie im Golan, soll Tallel, einen syrischen Fernsehstar heiraten. Eine schwere Hypothek belastet ihre Zukunft. Wenn sie nach Damaskus auswandert, darf sie nicht mehr in ihr Heimatdorf Majdal Shams zurück. Die Israelis verbieten die Rückkehr. Monatelang hat die Familie die Hochzeit vorbereitet. Und doch scheinen die Schranken unüberbrückbar. Ein israelischer Stempel im Pass der staatenlosen Drusin Mona wird vom syrischen Grenzbeamten nicht akzeptiert. Eine französische Rot-Kreuz-Mitarbeiterin versucht zu vermitteln, aber die Beamten sind unerbittlich.

Dabei geht es nicht nur um einen «vorehelichen» Grenzzwischenfall, sondern auch um familiäre Konfliktstoffe: Ein Bruder Monas, der in Russland lebt und von seinem Vater geächtet wurde, weil er eine Russin geheiratet hat, reist mit seiner Familie an. Ins Zentrum rückt mehr und mehr auch Amal, Monas Schwester, die sich (endlich) ihrem konservativen Mann widersetzt und in Tel Aviv ein Studium beginnen will. Die düpierte Braut Mona (Clara Khoury - zurückhaltend intensiv) und die unterdrückte Ehefrau Amal (Hiam Abbass - facettenreich und ausdrucksstark) sind die Kristallisationspunkte sozialer und politischer Konfrontationen.

Beide Frauen, lange von Traditionszwängen gefangen, überwinden ihre Fesseln. Sie stehen für eine Frauengeneration, die das Heft des Handelns selbst in die Hand nimmt und für ihre Selbstbestimmung sorgt. Der Israeli Eran Riklis (Buch und Regie) beschreibt damit die Absurdität eines «normalen Lebens» in israelisch besetzten Gebieten. Sein Film, aus weiblicher Perspektive erzählt und überwiegend mit palästinensisch-irakischen Schauspielern besetzt, bricht eine Lanze für Selbständigkeit und Menschlichkeit. Die syrische Braut» ist eine Grenzgängerin, die nicht nur staatliche Grenzen überschreitet, sondern auch private.

01.07.2005

4

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Kommentare

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struessel

vor 19 Jahren

Der Film ist wunderbar fein gezeichnet und trotzdem sehr intensiv und mitunter fehlt auch die nötige Prise Humor nicht. Nur das Ende bleibt mir etwas ein Rätsel - was nicht weiter schlimm ist: -)


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