Filmkritik
Frauenpower aus dem Iran
Die Exil-Iranerin Afsar Sonia Shafie erzählt in «City Walls - my own private Teheran» ihre Familiengeschichte. Dabei werden einige Iran-Klischees aus dem Weg geräumt: In dieser Familie haben zum Beispiel die Frauen - trotz Schleier - die Hosen an.
Die Exil-Iranerin Afsar Sonia Shafie kehrt fünfundzwanzig Jahre nach der iranischen Revolution in ihr Heimatland zurück und präsentiert mit «City Walls - my own private Teheran» einen Film über starke Frauen, welche die Lebensbedingungen ihrer Töchter verbessern wollen. Die Dokumentation möchte Innenansichten aus einem Land vermitteln, das oft durch Zerrbilder dargestellt wird.
Die 38-jährige Filmemacherin setzt in ihrer Dok vor allem auf leise Töne. Ihr zur Seite steht ihr Schweizer Ehemann Martin Frei, der hier auch die Kamera führt. Das Spiel mit den Emotionen beginnt schon, als sich Shafie beim Empfang am Flughafen Teheran - unterlegt von sehnsüchtigen Klängen des iranischen Chansoniers Dariush - der Verwandtschaft vor Glück weinend in die Arme wirft. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass hier Tränen fliessen.
Wenn auch die Machart des Films recht unspektakulär ist und nicht gerade mit einer originellen Bildsprache aufwarten kann, so ist die Geschichte durchaus beeindruckend. Die Dokumentation umreisst ein halbes Jahrhundert von Shafies Familiengeschichte. Dabei stehen drei Frauen aus drei Generationen im Zentrum der Erzählung: die Grossmutter der Regisseurin, Shafies Mutter sowie ihre Schwester Sona. Mehr als einmal endet ein Gespräch im Geschluchze, etwa, als die Oma ihrer Enkelin erzählt, wie sie sich als 15jährige Mutter vom Land auf die Suche nach ihrem Mann in Teheran machte, um ihn dort arbeitslos und zugedröhnt vorzufinden.
Fürs Familienwohl sorgen hier ganz klar Frauen, Mütter und Töchter. Die Männer kommen schlecht weg, sie sind nur Staffage. Was besonders zum Tragen kommt in der Szene, in der Oma und Opa auf dem Sofa sitzen und sie munter von seiner früheren Trunk- und Opiumsucht erzählt und darüber, wie er sie damals geschlagen hat. Am Ende ihrer verbalen Ohrfeige wendet sie sich an ihn: «Du musst dich nicht schämen, die Ausländer verstehen kein Persisch.»
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