Déjà Vu USA 2006 – 128min.

Filmkritik

Ab durchs Wurmloch

Filmkritik: Cindy Hertach

Bekannt für ihre wuchtigen Grossproduktionen, haben Produzent Bruckheimer und Regisseur Scott zu einem weiteren gemeinsamen Schlag ausgeholt. Als Aufhänger für den typisch bruckheimerschen Autoverfolgungsjagd- und Explosionen-Parcours dienen diesmal ein Bombenattentat, ein Mini-Wurmloch und eine riskante Reise in die Vergangenheit. Die Inszenierung ist derart spektakulär ausgefallen, dass leider kein Platz mehr für Logik und Konsistenz geblieben ist.

Um es vorweg zu nehmen: der Film ist ein Schnäppchen, wirklich. Selten bekommt man im Kino für so wenig Geld so massig viele Déja-vu-Erlebnisse geboten. Dafür bedanken kann man sich beim hanebüchenen Drehbuch, dem - erstaunlich unverhohlen - mindestens ein Dutzend weiterer Filme zugrunde liegen. «Minority report» und «12 Monkeys» sind da nur die Spitze des cinematographischen Eisbergs. Für noch mehr Déja Vus sorgen die unglaublich eindimensional gezeichneten Charaktere, mit welchen man in wenigstens siebentausend anderen Filmen auch schon das Vergnügen hatte.

Aber dem Erfolgsproduzenten Jerry Bruckheimer geht es bekanntlich in erster Linie nie darum, einen besonders originellen oder gar intelligenten Stoff plausibel und konsistent umzusetzen, sondern vielmehr um die gross angelegte Inszenierung eines mehrheitsfähigen und soliden Action-Spektakels, spannungsreich und lärmig daherpolternd und tendentiell stereotypienverhaftet, wofür er auch auf dem ganzen Globus geliebt und verehrt wird.

Grösser («Pearl Harbor»), lauter («Black Hawk Down»), opulenter («Pirates of the Caribbean»). Sowas kann man mögen oder aber auch nicht. Diskutierbar wird ein solcher Film erst dann, wenn er sein Publikum ostentativ für dumm zu verkaufen versucht. Und Tony Scotts («Man on fire») neueste, handwerklich fraglos souveräne Regiearbeit gibt ein wunderbares Paradebeispiel für eine solche Publikumsbeleidigung ab.

Die Staffage des Paradebeispiels: Der einsame Spezialagent Doug Carlin (Denzel Washington), seine störrischen Vorgesetzten Pryzwarra und Stalhuth (Val Kilmer und Rich Hutchman), der sexy Physiker Denny (Adam Goldberg), das schöne, aber leider bereits tote Opfer Claire (Paula Patton). Und last but not least der verpeilte Terrorist mit dem suspekten Namen Carroll Oerstadt (Jim Caviezel), der vor allem durch die wohl wirrste Verbrecher-Motivation der Filmgeschichte auffällt.

Die Story des Paradebeispiels: Ist schnell erzählt und hat - trotz wissenschaftlicher Beratung des populären Physikers Brian Greene - mit allerlei grundlegenden logischen Problemen sowie einer inkonsistenten Storyline zu kämpfen. Anfang und Ende der Geschichte werden, wie es sich für einen herzhaften Actionfilm gehört, mit einer Explosion markiert, die sich durchaus sehen lassen kann. Dazwischen wird Agent Carlin darauf angesetzt, den Anschlag auf eine Fähre, bei welchem 534 Menschen zu Tode kamen, aufzuklären. Während Carlin das Attentat zu rekonstruieren versucht, verliebt er sich in Claire, eines der Opfer und gleichzeitiger Schlüssel zur Lösung des Falls. Um die Ermittlungen voranzutreiben, setzt das FBI eine supergeheime Technologie ein, die sich schon bald als Wurmloch entpuppt, durch welches man exakt vier Tage und sechs Stunden - jedoch nur innerhalb eines gewissen Radius - in die Vergangenheit zurückblicken kann. Das bietet nicht nur die willkommene Gelegenheit, der attraktiven Claire beim Duschen zuzuschauen, sondern vielleicht auch die Chance, die Vergangenheit und somit die Gegenwart und Zukunft zu beeinflussen.

Trotz allem Gemäkel: Der Film hat zugegebenermassen auch seine guten Seiten. Etwa Scotts blitzblanke und teilweise atemberaubende Bildästhetik oder das überaus gelungene Sounddesign, welchem der Film seine wenigen packenden Momente zu verdanken hat. Wer solche Oberflächenreize mag, sich nicht von einer 08/15-Dramaturgie irritieren lässt und - wichtig! - einen besonders denkfaulen Tag hat, könnte den Film möglicherweise sogar unterhaltsam finden.

25.11.2020

2

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

so wie nicolas cage auch mediocere aber gut laufende action films macht, tut denzel washington das gleiche... nicht gut genug, action ohne viel dazu


randalf

vor 15 Jahren

Keine Ahnung was mir der Film sagen wollte, aber ausser dem guten Anfang (Explosion), hat die Story sonst nichts logisches zu bieten und der Rest des Films habe ich mich gelangweilt.

Schade!


chrigis

vor 17 Jahren

danach verstrickt sich der Film in seiner eigentlich gut gemeinten Idee. Nach der Hälfte folgen Logikfehler der Handlung en masse. Ich sage nur Krankenauto im Haus... So wie sich die Handlung fortbewegt ist es gar nicht möglich, dass das Emergency-Fahrzeug im zerstörten Haus steht... genau gleich ist es mit Denzels Fingerabdrücken im Haus der Frau. Es gibt noch unzählige solcher Beispiele. Lange Rede, kurzer Sinn, wenn man schon etwas komplex, kompliziertes herstellen will, sollte man zumindest schauen, dass grauenhafte Logikfehler, aus dem Film verschwinden!Mehr anzeigen


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