Pressetext
Kurz davor ist es passiert
Ein Zöllner, eine Diplomatin, ein Taxifahrer, ein Kellner und eine Hausfrau gehen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Doch das, was sie da in die Kamera erzählen, sind nicht ihre eigenen Geschichten, sondern sorgfältig recherchierte Schicksale von Frauen, die als Opfer des Frauenhandels in Österreich leben. Sie erzählen von Verschuldung und Täuschung, Zwang, Gewalt und Ausbeutung, von Nötigung, Drohung und Sklaverei: den Mechanismen, die Frauenhandel definieren. Die in die Illegalität gedrängten Migrantinnen selbst bleiben bei Solomonowitz unsichtbar, so wie im richtigen Leben auch. Wir sehen nur das, was wir auch in unserem Alltag von ihnen sehen: unscheinbare Schauplätze, an denen es «kurz davor passiert» sein könnte, unverdächtige Menschen, die womöglich mit den Schicksalen der Frauen in Berührung gekommen sind, vielleicht aber auch nicht. «Wir sind mitten unter euch» ist die Botschaft, welche Salomonowitz uns dank diesem raffinierten Kunstgriff eindrücklich vermittelt. Sie lotet mit ihren Inszenierungen und Verfremdungen die Grenzen zwischen Dokumentarfilm und Fiktion neu aus. Sie versteckt das Dokumentarische hinter einer stilisierten Kulisse, und während wir schauen und staunen, packt uns – fast wie im Horrorfilm – die Realität unvermittelt von hinten und regt uns zum Denken an.
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