Le héros de la famille Frankreich 2006 – 100min.

Filmkritik

Geburt einer Familie

Filmkritik: Irene Genhart

Thierry Klifas zweiter Spielfilm wartet zwar mit einer grandiosen Castingliste auf und Emmanuelle Béart gibt darin super sexy sechs Songs zum Besten. Doch deswegen ist "Le héros de la famille" noch lange kein grosser Film.

Sagen wir es so: Die Bewunderer von Emmanuelle Béart kommen in "Le héros de la famille" voll auf die Rechnung. Die coole Französin, Markenzeichen Schmollmund, nämlich, die derzeit leicht bekleidet auch für reizende H&M-Unterwäsche wirbt, spielt im zweiten Spielfilm des Franzosen Thierry Klifa eine Nightclub-Sängerin. Und wie sie da, ihr Name im Film ist notabene Léa O'Connor, sich auf der Bühne aalt und ins Mikrofon - na ja: oft mehr haucht, als - singt, tropft von der Leinwand pure Sinnlichkeit. Doch Léa ist eigentlich nur eine Nebenfigur und Emmanuelle Béart nur einer von fast zwei Handvoll französischer Schauspielerstars, die von Catherine Deneuve, über Miou Miou, Valérie Lemercier bis zu Claude Brasseur sich in Klifas Film die Ehre geben.

Im Zentrum steht Gabriel, bzw. eben Gabrielle: der sich fürs Leben gern travestierende Patron des legendären Nizzaer Nightclubs "Le Perroquet Bleu". Nicht mehr ganz der Jüngste ist Gabriel, zudem müde von jahrelanger Nachtarbeit und nun auch todkrank: Eines Nachts geht er ins Wasser. Bei seiner Beerdigung treffen sich dann, Jahrzehnte nachdem sie im Streit auseinander gegangen sind, seine zwei Kinder und deren Mütter, die gemeinsam als Erben eingesetzt über die Zukunft des "Le Perroquet Bleu" zu entscheiden haben. Widerwillig setzt man sich zusammen an den Tisch. Beginnt Gabriels Hinterlassenschaften zu durchstöbern. Stösst dabei da und dort auf ein Erinnerungsstück, wird sentimental, beschliesst das Kabarett zu schliessen und führt es - im Laufe etlicher Auseinandersetzungen, Gespräche und gemachter Geständnisse, sich näher gekommen - dann doch weiter.

Eigentlich hätte Klifas zweiter Kinofilm - inklusiv einer von Pierre Aïm virtuos geführten Kamera - alles, um grosses französisches Kino zu sein. Doch irgendwie fehlt dieser Story um einen Mann, dessen zwei Frauen und seine leiblichen und geistigen Kinder nicht nur der Esprit - sondern auch der Schwung. So sind die einzelnen Szenen, teilweise unvermittelt an "La cage aux folles" erinnernd, zwar witzig-kurios. Doch sie wirken abrupt aneinander gehängt. Und so gut die einzelnen Schauspieler auch spielen, gehen sie in ihren Rollen doch nie richtig auf und demzufolge kommen sich die von ihnen verkörperten Figuren denn auch nie wirklich nahe.

Dass als Pünktchen auf dem i der Verstorbene denn auch noch im wahrsten Sinn des Wortes als guter Geist und über das Schicksal der Seinen wacht, macht die Sache nicht besser, sondern bloss bizarrer. So ist "Le héros de la famille" denn eines dieser nett-enttäuschenden Leinwandwerke, die schlagend beweisen, dass ein guter Cast noch lange keinen guten Film ausmacht.

18.05.2021

3.5

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wassermelone

vor 17 Jahren


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