Manufactured Landscapes Kanada 2006 – 80min.

Filmkritik

Die Narben der Erde

Filmkritik: Eduard Ulrich

Die Erde als Ameisenhaufen, der vom Menschen massiv und ohne Rücksicht auf Verluste umgestaltet wird - so könnte man das zentrale Thema des Fotografen Edward Burtynsky auf den Punkt bringen. Die Dokumentarfilmerin Jennifer Baichwal interessiert sich dafür, wie diese Bilder entstehen.

Der Film beginnt mit einer beeindruckenden Kamerafahrt, die sich allmählich und ohne visuellen Schnickschnack zu einem ersten Spannungshöhepunkt entwickelt. Ein rundum gelungener Einstieg in diese Dokumentation der Sujets und Arbeitsweise des 1954 geborenen kanadischen Fotografen Edward Burtynsky, dessen grossformatige Bilder bereits ihren Weg unter anderem ins New Yorker Museum für moderne Kunst gefunden haben.

Burtynsky hat sich auf von Menschen massiv umgestaltete Landschaften und extreme Arbeitsumgebungen spezialisiert. Er zeigt beispielsweise die Ruinenfelder der Bohrtürme einst profitabler Ölfelder oder die Totengräber der ausgemusterten Ozeanriesen in Bangladesch. Menschen spielen auf diesen Bildern keine individuelle Rolle. Wenn sie vorkommen, wirken sie wie Ameisen, die stur einem geheimen Plan folgen, an dessen Ende die Transformation der Welt steht.

Ein Schwerpunkt der Arbeit Burtynskys bildet China, wo auch wesentliche Teile des Films entstanden sind. China ist seit wenigen Jahren auf vielen Ebenen ins Zentrum des westlichen Interesses gerückt, und allein die Arbeit am 3-Schluchten-Staudamm mit der Umsiedlung von mehr als einer Million Menschen und dem Überfluten von 13 Städten ist ein Jahrtausendprojekt, dessen Dokumentation wohl historische Bedeutung zukommt. Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten mit den Behörden, wenn sich jemand für die Schattenseiten des brachialen Fortschritts interessiert, Baichwal und Burtynsky lassen sich aber nicht entmutigen. Oft sind erst einige Fotos zu sehen, dann eine längere Sequenz, die den Fotografen bei der Arbeit an diesem Thema zeigt.

So verdienstvoll und handwerklich solide der Film auch ist: nicht alle Bilder und Sujets sind neu - siehe beispielsweise "The Oil Crash". Immer wieder wünscht man sich einen Dokumentarfilm über das Phänomen selbst statt über den Fotografen davon. Das mag auch daran liegen, dass die Wirkung der mehrere Meter hohen Fotografien im Film nicht zur Geltung kommt. Angenehm ist es dagegen, dass auf Kommentare weitgehend verzichtet wurde: Die Bilder des Fotografen und des Kanadaschweizer Kameramanns Peter Mettler dürfen für sich sprechen, und nicht alle Geheimnisse werden gelüftet.

04.03.2008

3

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