Silent Hill Kanada, Frankreich, Japan, USA 2006 – 126min.

Filmkritik

Denken drosseln

Filmkritik: Jürg Tschirren

"Silent Hill", die Kinoumsetzung eines bekannten Grusel-Videospiels, funktioniert als kohärente Geschichte nur bedingt. Als meditatives Stück Unterhaltung ist Christophe Gans' Film aber sehr schön anzuschauen.

Der US-Starkritiker Roger Ebert illustrierte seine Kritik zu "Silent Hill" mit einer Anekdote, die zu gut ist, um sie hier nicht wiederzugeben. Ebert erzählt, wie er an einer Tagung über Videospiele den Vortrag eines Hirnforschers hörte, der die Messung der Hirnaktivität kleiner Kinder beim Spielen von Videogames beschrieb. In den ersten Minuten, als es den Inhalt des Spiels herauszufinden galt, seien sämtliche Hirnregionen der Kleinen beschäftigt gewesen. Sobald sie aber wussten, wie das Spiel zu spielen ist, habe man nur noch in einer punktgrossen Region des Hirns Aktivität messen können. Ebert, der aus "Silent Hill" nicht schlau wurde, konstatiert: "Darum verstand ich den Film nicht - mein verdammtes Hirn war einfach zu aktiv."

Der Mann hat nicht unrecht: Wer bei "Silent Hill" zu viel denkt, sitzt im falschen Film. Wem es aber gelingt, seine Gedanken zu drosseln, wird aus dieser Videospiel-Adaption nicht verärgert, sondern entspannt herausgehen. Denn was der französische Regisseur Christophe Gans uns hier vorsetzt, funktioniert weniger als kohärente Geschichte, denn als Aneinanderreihung atmosphärischer Set-Pieces. Man kennt das von Gans: Schon sein letzter Film "Le pacte des loups" war kaum mehr als ein dreistündiger, in schöne Bilder gefasster höherer Blödsinn.

Die Geschichte ist auch diesmal überlang und voller Ungereimtheiten: Rose (Radha Mitchell) gerät auf der Suche nach Heilung für ihre todkranke Tochter (Jodelle Ferland, 6 von 10 Punkte auf der "Unheimliches Kind"-Skala) in den seltsamen Ort Silent Hill. Nach einer verheerenden Brandkatastrophe ist die Stadt ausgestorben, tief unter der Erde brodeln immer noch die Kohlefeuer. Als die Tochter verschwindet, sucht sie Rose in den grandiosen Bühnenbildern der Geisterstadt und stösst am Ende auf einen furchtbaren Fluch, der auf Silent Hill und auf ihrem Kind lastet.

Es ist sind nicht die Story und ihre Auflösung, an die man sich nach dem Film erinnern sollte, es sind die die Stimmungen und Landschaften. Zum Beispiel wenn Rose zum ersten Mal in Silent Hill aus dem Auto steigt. Der Ort ist in einen dichten Nebel gehüllt, Ascheregen taucht alles in Grau und dämpft die Schritte, als würde Rose auf Watte gehen. Es ist eine Atmosphäre wie im Inneren einer verwunschenen Schneekugel und ein Bild von surrealer Schönheit. Man würdigt es am besten, wenn man sein Denken auf einen sehr kleinen Punkt im Hirn konzentriert.

25.05.2021

3.5

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Kommentare

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xMysticGaMe

vor 12 Jahren

Richtig geiler Horrorthriller. Viele Schreckmomente und tolle Soundtracks!


yugimutou

vor 13 Jahren

Gelungener film mit effektiven bildern & interessanter storyline.


bettyh

vor 16 Jahren

Ich kenne das Spiel überhaupt nicht, trotzdem hat mich der Film beeindruckt. Die Kulissen und die Atmosphäre sind einfach klasse und suchen seinesgleichen!!

Die Monster sind hervorragend und mal was Neues in der ganzen "Zombie-, Killer- und Geistereinheitssuppe" vieler Filme. (Besonders dieses Vieh mit dem überdimensionalen Messer und dem pyramidenförmigen Helm!!)

Zum Ende hin wurd's mir ein wenig zu schwammig in der Story, aber das wird durch die Bilder gut vertuscht. Daher nur vier Sterne von mir.

LG
BettinaMehr anzeigen


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