Actrices ... oder der Traum aus der Nacht davor Frankreich 2007 – 108min.

Filmkritik

Irrungen, Verwirrungen

Pascal Jurt
Filmkritik: Pascal Jurt

Wie schon mit ihrem Regiedebüt "Il est plus facile pour un chameau..." hat Valeria Bruni Tedeschi auch mit "Actrices" einen introspektiven Film gedreht. Während es in ihrem Erstling um die bürgerliche Sorge und das schlechte Gewissen, wohlhabend zu sein ging, handelt ihr neuester Film von einer mit sich selbst hadernden 40-jährigen Schauspielerin.

Die französisch-italienische Schauspielerin, die in letzter Zeit vor allem als grosse Schwester von Atombomben-Liebhaberin Carla Bruni bekannt wurde, hat mit Marcelline eine Figur geschaffen, die wahrhaft autobiographische Züge trägt. Marcelline probt im Théâtre des Amandiers in Nanterre die Rolle der Natalia Petrovna in Turgenjews Komödie "Ein Monat auf dem Lande". Auf dieser Bühne stand Valeria Bruni Tedeschi in den 1980er Jahren des öfteren - unter der Regie von Patrice Chéreau.

Die Karikatur des Regisseur, der seine Autorenkrise durchmacht, wird von Mathieu Almaric verkörpert, der dann auch mal bedeutungsschwangere Sätze wie "Surtout pas de psychologie, je veux des corps!" von sich geben darf. Marcellines Mutter wird von Bruno Tedeschis leiblicher Mutter Marisa Borini gespielt; Louis Garrel, der junge Kollege auf der Bühne, ist im sogenannten wirklichen Leben ihr Freund.

Bruni Tedeschi verwirrt gerne und würfelt das Leben von Marcelline und Natalia Petrovna durcheinander. Reality bites! Natalia ist unglücklich verheiratet, hat einen Liebhaber und verliebt sich in den jungen Hauslehrer ihrer Adoptivtochter. Marcelline hat gerade eben ihren Lebenspartner verlassen, ist zu ihrer Mutter gezogen und erfährt von ihrer Gynäkologin, dass sie nicht mehr viel Zeit habe. Trost sucht sie daraufhin in der Kirche. Als sie Gott um Beistand bei der Männersuche anruft, bläst das Schusselchen die Kerze aus.

Ein paar Tage später schaut sie noch einmal beim religiösen ideologischen Staatsapparat vorbei, um sich bei Gott zu entschuldigen: Sie wolle gar keinen Mann, ein Kind tue es auch. Sie habe nicht nur den falschen Wunsch geäussert, sondern werde nun auch auf Ehre und Ruhm verzichten. "Tu es completement piquée, ma pauvre fille", sagt einmal die quietschfidele Mutter zu Marcelline. Das trifft es ganz gut. Marcelline ist das "brave Kind", das alles tut, um ihrer Mutter zu gefallen. Wie Marcelline will auch "Actrices" viel, zu viel: Komödie und Tragödie sein, Theaterfilm à la Rivette und Bergman'sche Sozioanalysen verbinden.

17.02.2024

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