Ben X Belgien, Niederlande 2007 – 90min.

Filmkritik

Game Over

Filmkritik: Steven Marriott

Es gibt die Welt der Normalsterblichen, es gibt die Welt des Online-Rollenspiels "Archlord", und es gibt die Welt des Autisten Ben. Nic Balthazar schildert in seinem Regiedebüt eindrücklich, wie inkompatibel sich diese Welten zueinander verhalten - und warum es doch Hoffnung gibt.

"Ben X" basiert auf Nic Balthazars Jugendroman "Niets Was Alles Wat Hij Zei", den er ausgehend vom Selbstmord eines 17-jährigen autistischen Jungen, schrieb. Dieser hatte sich von einem Turm des Schloss Gravensteen in Gent in den Tod gestürzt, nachdem er über längere Zeit von seinen Mitschülern schikaniert und gemobbt wurde.

Greg Timmermans spielt den Schüler Ben, der seit früher Kindheit am Asperger-Syndrom, einer abgeschwächten Form des Autismus, leidet. Ben hat Mühe seine Gefühle auszudrücken, mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren und überhaupt das Verhalten anderer Personen zu verstehen. Dass er keine Freunde hat, scheint ihn nicht wirklich zu stören, dass er von seinen Mitschülern tagtäglich schikaniert wird, allerdings schon. Zuhause findet Ben Zuflucht in der Fantasy-Welt des Online-Rollenspiels "Archlord", in dem sein Status als Sonderling verborgen bleibt und er als mächtiger Kämpfer "Ben X" mit schwarzer Rüstung durch die Lande zieht. In der virtuellen Welt trifft er auch seine "Scarlite", ein zauberhaftes, weibliches Wesen, welches Ben so akzeptiert, wie er ist.

Dramatisch inszeniert Balthazar jene verhängnisvollen letzten Tage, die Ben zu seiner Verzweiflungstat treiben. In der Schule wird er wieder mal von der halben Klasse "gehänselt" und mit Handys gefilmt. Als das Video seines Martyriums auch noch im Internet landet und somit in Bens sicheren Hafen eindringt, brechen für ihn alle Dämme. Ein letztes Mal loggt er sich in die Welt von "Archlord" ein und verabschiedet sich von Scarlite, die natürlich Schlimmes befürchtet und sich mit ihm im echten Leben treffen will.

Bis zu einem bestimmten Punkt kombiniert Regisseur Balthazar Filmszenen und Szenen aus dem Computerspiel miteinander; erst, um zu zeigen, wie die Fantasy-Welt Ben hilft, Halt zu finden, später, wie sich beide Welten zum Negativen miteinander vermischen. Insgesamt dient das Computerspiel etwas zu sehr der Effekthascherei, denn gerade im Falle eines Ben, der am Asperger-Syndrom leidet, würde dies wohl kaum einen derart grossen Einfluss haben. Im Grunde genommen hätte man Ben auch in einen simplen Chatraum setzen können.

Ansonsten ist Nic Balthazar mit "Ben X" ein grossartiges, berührendes Debüt gelungen, welches die immer aktuellen Themen der Ausgrenzung, Ignoranz und Flucht vor dem Alltag behandelt. Ein Film, der Opfern und Tätern Mut machen will über den eigenen Schatten zu springen und gewisse Dinge nicht einfach als gegeben zu akzeptieren. Erwähnen muss man auch noch die ausgzeichnete Performance Greg Timmermans', dem man die Rolle des Autisten zu 150% abnimmt. Auch vor seinem beeindruckenden Debüt kann man nur den Hut ziehen.

17.02.2024

4

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Kommentare

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yny

vor 16 Jahren

Ich frohe mich schon auf Ben x Film.
Hofentlich kommt es auch ins unseres Kino.


schii

vor 16 Jahren

[Zitat: ] Für alle WoW Fans ein muss [/Zitat]

Hier geht es überhaupt nicht um vermischung zwischen Realität und Game. Und schon gar nicht um WoW!

Es geht hier darum, dass jemand in seiner Welt lebt und die Mitmenschen dies zu akzeptieren haben!

Ausgezeichnet gelungen, dieser Film!


jugulator

vor 16 Jahren

So einen Film hat man noch nie gesehen. Ein Authist lebt in einer Art Video-Game Welt. Für alle WoW Fans ein Muss. Auch Leute die mit Games nichts am Hut haben ist der Film spannend.


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