Filmkritik
Auf der Suche nach Synthese
Auf einem Treffen in Indien versuchen spirituell angehauchte Persönlichkeiten aus dem Westen eine Lösung für die Probleme der Welt zu finden. Regisseur Khashyar Darvich dokumentiert ihr grandioses Scheitern, das vom Dalai Lama mit aufmunternden Worten vor Ort kommentiert wird.
Es ist die Geschichte eines spirituellen Selbstversuchs, der von latenter Naivität und unbändigem amerikanischen Idealismus geprägt ist. Als eine 40-köpfige Gruppe von westlichen Wissenschaftlern, Managern, Aktivisten, Autoren und Anwälten - die im Film als "führende Denker" gepriesen werden - ins indische Exil des Dalai Lama aufbricht, geht es um nichts Bescheideneres, als "die schweren Probleme der Welt zu lösen". Schade nur, dass keine Politiker dabei sind. Bei dem fünftägigen Workshop, der die dialektische Idee der Synthese, also die Zusammenführung von verschiedenen Theorien und die Schaffung neuer Thesen fördern soll, geraten sich die meist selbstverliebten Theoretiker unterschiedlicher Disziplinen schnell in die Haare. Das eigentliche Ziel gerät schnell aus den Augen, denn die rhetorisch brillant vorgetragenen und zur Schau getragenen Eitelkeiten rauben nicht nur den anderen Teilnehmern, sondern bedauerlicherweise auch den Kinozuschauern den letzten Nerv.
Warum Regisseur Khashyar Darvich das gut gemeinte, aber oft brotlose Gerede in endlosen Einstellungen zeigt, bleibt ein Rätsel. Die einzige Erklärung für die Geduldsprobe ist wohl eher der Versuch, den Fluch der Dialektik und der demokratischen Gesprächskultur zu veranschaulichen. Die Schwierigkeiten zu kommunizieren, geschweige denn sich auf allgemeingültige Thesen zu einigen, sind letztlich nur ein Fallbeispiel für die Unfähigkeit der verschiedenen Religionen und Kulturen auf der Welt, eine harmonische Lösung im Sinne aller zu finden, die auch den Zweck eines globalen und gemeinschaftlichen Gedankens erfüllen sollten.
Umso bemerkenswerter fallen dagegen die kurzen Auftritte des Dalai Lama aus, dessen Biografie mit historischem Filmmaterial veranschaulicht wird. Zwar nimmt er nicht aktiv am Workshop teil, sondern bereichert ihn nur durch ein paar Dutzend Wortbeiträge. Dennoch lernt man hier den buddhistischen Mönch als ausgesprochen humorvollen und ironischen Menschen kennen, der angenehm subtil und locker die Dringlichkeit der Menschlichkeit und des Mitgefühls predigt. Diese Szenen sind es, die den Film trotzdem sehenswert machen, auch wenn man leicht zerknirscht mit ansehen muss, wie die vermeintliche geistige Elite der "führenden Denker" darauf hofft, dass der Dalai Lama einen von ihnen propagierten Boykott chinesischer Produkte abnickt. Zu beobachten, wie er mit sanfter Rhetorik auch diesen Gedanken zunichte macht ist dagegen ein vergnügliches Schauspiel.
Dass Harrison Ford in der Originalversion als Erzähler auftaucht ist eigentlich ein Marketing-Gag, denn der Schauspieler spricht nicht mehr als zehn Sätze. Dalai Lama-Fans sollten sich daran allerdings nicht stören und eher dem spirituellen Selbstversuch auf der Leinwand folgen, der die Schaffung eines neuen Bewusstseins fördert. Wie man dahin kommt, bleibt aber immer noch jedem selbst überlassen.
Dein Film-Rating
Kommentare
Dalai Lama Renaissance ist eine wirklich sehenswerte Dokumentation die neue Perspektiven in´s Leben bringen kann.
Wer den Dalai Lama mag und sich gerne mit der Welt und unseren aktuellen Problemen wie Hunger und Wirtschaftskrise beschäftigt sollte sich den Film unbedingt mal ansehn.
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