Goodbye Bafana Belgien, Deutschland, Luxemburg, Südafrika, Grossbritannien 2007 – 118min.
Filmkritik
Privatlektion in Menschlichkeit
Der Aufstieg Nelson Mandelas aus der Gefängniszelle zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas ist Geschichte, kaum bekannt ist dagegen die Geschichte des Gefängniswärters, der ihn viele seiner 27 Gefängnisjahre bewachte und betreute. Bille August macht James Gregory zur Hauptperson und riskiert so eine Niederlage unter Wert.
Die wahre Geschichte des Gefängniswärters James Gregory (Joseph Fiennes), der als Kind die afrikanische Sprache Xhosa von seinem schwarzen Kameraden lernte und deshalb als der ideale Bewacher für den seinerzeit wohl berühmtesten Gefangenen, Nelson Mandela (Dennis Haysbert), eingestuft und abkommandiert wird, könnte als ideale Entwicklung vom strammen Apartheid-Anhänger zum geläuterten Apartheid-Gegner angesehen werden, die stellvertretend für viele seiner weniger exponierten weissen Landsleute steht. Leider löst der Film von Bille August gerade diese Hoffnung nicht ein, weil er trotz ausgezeichneter Bedingungen wie Originalschauplätze, Archivfilmmaterial und fähige Schaupieler keine Vorstellung vom tatsächlichen, totalen Ausmass der Unterdrückung und ihrer folterunterstützten Brutalität vermittelt.
Stattdessen konzentriert er sich auf die persönliche Ebene, auf Gregorys Familie mit ehrgeiziger Ehefrau, Sohn und Tochter und auf die Beziehung zwischen Gregory und Mandela, die anfangs von Machtkämpfen geprägt ist, sich aber unter dem Eindruck der unglaublichen Integrität und Menschlichkeit Mandelas in eine von gegenseitiger Achtung und Hilfsbereitschaft bestimmte wandelt. In beinah privaten Szenen, die diesen Wandel begleiten, hat der Film seine stärksten Momente, und man kann ihm zu Gute halten, dass er nicht mehr als nötig auf die Tränendrüsen drückt. Die schrecklichen Auswirkungen der Apartheid und die unglaubliche Brutalität der Polizei gegenüber den Schwarzen ist dagegen nur am Rande und in schönen, sauberen Bildern zu sehen.
Das mag logisch erscheinen, wird die Geschichte doch konsequent aus Sicht der weissen Hauptpersonen erzählt, erklärt aber nicht, warum der liebenswerte und gütige Gentleman Mandela zu den Waffen gerufen hat und deshalb lebenslänglich hinter Gittern hocken soll. Da auch der Ausgang der Geschichte, insofern sie historisch interessiert, bekannt ist, speist sich die Spannung aus der Frage, wann Gregory vom rechten Glauben abfällt und was er dann machen wird.
Insgesamt ein braver Film über einen braven Mann, dessen Charakter seltsam blass bleibt, obwohl er es doch fertigbrachte, über seinen eigenen Schatten zu springen. So darf wohl die Frage gestellt werden, ob dieser Zugang dem epochalen Stoff angemessen war.
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Kommentare
Dieser Film ist absolut sehenswert, berührend, menschlich. Er zeigt, auch wenn viel zu undeutlich, auf, was während der Apartheid wirklich passiert ist.
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