Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis Grossbritannien 2007 – 121min.

Filmkritik

Kleinstadt-Action

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Backsteinhäuser, das Dorfpub und eine ungewöhnlich hohe Mordrate: Sandford hat alles, was ein typisch englisches Provinzkaff ausmacht. Und als Nicholas Angel auftaucht, ist da auch ein übermotivierter Polizist, der den Saustall richtig aufräumt. Eine Polizeiaction-Hommage von den Machern von «Shaun of the Dead».

Das Team ist grösstenteils dasselbe wie beim Zombiekracher «Shaun of the Dead» aus dem Jahr 2004: Edgar Wright und Simon Pegg haben wieder gemeinsam das Drehbuch geschrieben, Wright führt erneut Regie und Pegg spielt die Hauptrolle. Auch beim Cast gibt es einige Überschneidungen. Allen voran natürlich Nick Frost als Peggs treudoofer Sidekick (beide spielen übrigens auch zusammen in der sehr sehenswerten Fernsehserie «Spaced»).

In «Hot Fuzz» ist Pegg Nicholas Angel, ein Polizisten wie aus dem Bilderbuch: Höchste Verhaftungsrate, ein Ass im Nahkampf, Pistolenschiessen, Rapporte ausfüllen etc. pp. Weil keiner einen solchen Streber leiden kann, wird Angel nach Sandford wegbefördert. In der tiefsten englischen Provinz ist Grossstadtkriminalität ungefähr so virulent wie in «Der Doktor und das liebe Vieh». Kurz: Angels aufregendster Fall ist bald einmal die Suche nach einer entlaufenen Gans. Und sein neuer Partner PC Danny Buttermann (Frost) macht die Arbeit mit ewigen Fragen wie «Hast du schon einmal mit zwei Pistolen gleichzeitig geschossen?» auch nicht leichter. Aber die Idylle trügt: In Sandford liegt mehr als nur eine Leiche im Keller.

Würde man «Hot Fuzz» als Action-Parodie bezeichnen wäre das eben so falsch wie «Shaun of the Dead» eine Zombie-Parodie zu nennen. Jedenfalls wenn mit «Parodie» das blosse Verspotten von Genre-Inhalten gemeint ist. So sehr Pegg und Wright den Bogen überspannen und etwa im Showdown die ganz grossen Kaliber auffahren: Verspottet wird hier nichts, bloss mit viel Liebe und noch mehr Waffen nachgespielt. Diese Fanboy-Haltung macht «Hot Fuzz» ausgesprochen sympathisch. Sie hat aber auch ihre Tücken: Wer sich im Action-Repertoire der letzten 20 Jahre nur lückenhaft auskennt, muss sich bald fragen, ob welcher Anspielung der Kinonachbar nun wieder ins Schmunzeln gerät.

Und zu viele Zitate machen müde. Bei «Hot Fuzz» entsteht darum bald der Eindruck eines in die Länge gezogenen Comedy-Acts. Bei aller Liebe: Angel und Buttermann hätten als wiederkehrende Charaktere einer Sketch-Show wohl mehr Berechtigung als in einem zweistündigen Kinofilm. Und zuweilen werden die Insider-Jokes wohl selbst dem grössten Nerd zuviel: Dass einzig der (grossartige) Ex-007 Timothy Dalton Nicholas Angel bei seiner Dienstnummer «777» nennt, hat ausser der Internet Movie Database wohl niemand bemerkt.

04.04.2024

4

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Kommentare

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Mikelking

vor 11 Jahren

Simon Pegg parodiert Die Hard und Bad Boys gleich zusammen! Der britische Humor gefällt mir super und die Story ist kaum vorhersehbar.


KingGeorg

vor 13 Jahren

Ein wenig krank und die Idee auch etwas banal.
Schauspielerleistung in Ordnung.


cherio

vor 16 Jahren

teilweise urkomisch und super schwarzer humor, teilweise aber einfach nur blöd und nur zum sich an kopf fassen. für liebhaber des britischen humor aber sicher ein muss, für andere eher eine zeitverschwendung


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