Der goldene Kompass Grossbritannien, USA 2007 – 113min.

Filmkritik

Von Dæmonen und Polarbären

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Seit dem Erfolg der «Lord of the Rings»-Trilogie und den «Harry Potter»-Verfilmungen haben Fantasyromane in Hollywood Hochkonjunktur. In der Grossproduktion «The Golden Compass» muss nun ein Mädchen das Abenteuer seines Lebens durchstehen.

Der Roman «The Golden Compass», in Grossbritannien als «Northern Lights» veröffentlicht, ist der erste Teil der Trilogie «His Dark Materials» des britischen Schriftstellers Philip Pullman. Seine Welt existiert parallel zu anderen Welten. Die Seelen der Menschen leben als Begleiter in Tiergestalt, die Dæmonen genannt werden. Die zentrale Verwaltung dieser Welt wird vom Magisterium ausgeübt, das verzweifelt versucht, den Einfluss der Wissenschaft auf das Leben der Bürger einzuschränken. Um den freien Willen zu besiegen, sind den Herrschern des Magisteriums alle Mittel recht.

Hauptfigur der Trilogie ist das 12-jährige Mädchen Lyra (Dakota Blue Richards), das unter der Obhut ihres Onkels Lord Asriel (Daniel Craig) am Jordan College in Oxford aufwächst. Als sie beobachtet, wie ein Gesandter des Magisteriums versucht, ihren Onkel zu vergiften, wird sie in eine Handlung hineingerissen, die sie schliesslich bis nach Svalbard in die Gegenden des Nordpols vordringen lässt. Dort haben die Panzerbjørne, sprechende Eisbären ihr Reich, und die Regierung betreibt eine fürchterliche Forschungsanstalt, in der an entführten Kindern experimentiert wird.

«The Golden Compass» ist das neue Fantasy-Projekt des Studios New Line Cinema, das schon für «The Lord of the Rings» verantwortlich war. Die ganze Trilogie wird dieses Mal aber nur verfilmt, wenn der erste Teil das investierte Geld auch wieder einspielt. Daher haben sich die Produzenten bemüht, eine möglichst zugkräftige Besetzung zusammenzustellen. So sind neben Daniel Craig auch noch Nicole Kidman als Marisa Coulter, eine mysteriöse Agentin des Magisteriums, Sam Elliott als wagemutiger Luftfahrer, Eva Green als Hexe Serafina Pekkala sowie Derek Jacobi und Christopher Lee als dunkle Anführer des Magisteriums zu sehen. Zudem leiht Ian McKellen seine donnernde Stimme dem Eisbären Iorek Byrnison.

Bei dieser Anhäufung von Stars ist es nicht weiter verwunderlich, dass die einzelnen Figuren in diesem knapp zweistündigen Epos nicht viel Raum auf der Leinwand erhalten, zumal die Figur des Mädchens im Zentrum steht. Die Jungschauspielerin Dakota Blue Richards ist ihrer Aufgabe als Identifikationsfigur zum Glück mehr als gewachsen. Sie verleiht dem jungen Mädchen eine gewitzte Natürlichkeit und verblasst auch nicht vor den aufwändigen visuellen Effekten.

Unter die Räder der Spezialeffekte kommt allerdings ein wenig die Handlung, die vor allem im zweiten Teil ziemlich mechanisch vorangetrieben wird. Das über 400 Seiten dicke Buch musste für die Verfilmung vermutlich stark verdichtet werden, und so entsteht bald einmal der Eindruck, als ob einfach noch schnell die wichtigsten Handlungselemente abgehandelt werden müssen. Wer sich in der faszinierenden Welt von Pullman nicht auskennt, kann hier schnell den Überblick verlieren.

Regisseur und Drehbuchautor Chris Weitz gelingt es aber trotzdem, den Film mit einer stimmungsvollen Atmosphäre auszustatten. Auch den Figuren haucht er ausreichend Leben ein, obschon sie teilweise recht lange von der Leinwand verschwinden. Und wer weiss: Wenn der Film ein Erfolg werden sollte, werden die fehlenden Szenen vielleicht noch wie bei «The Lord of the Rings» in einer «Extended Edition» nachgeliefert. So oder so strahlt die von Philip Pullman entworfene und von Chris Weitz visualisierte Welt einen magischen Reiz aus.

21.05.2024

4

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Kommentare

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santigua

vor 11 Jahren

sehenswert.


ginjinha

vor 16 Jahren

Hallo Zäme
Mir scheint es, dass viele von gar nicht wissen, dass dieser Film auf einem Buch basiert. Besser gesagt, einer Triologie: His dark materials... der goldene Kompass ist der erste Teil... Die Bücher sind bitte nicht mit Harry Potter oder Herr der Ringe zu vergleichen (ich habe alle gelesen und gesehen)... diese Bücher sind um einiges brutaler als Harry Potter... sehr spannend.... selbst Harry Potter Bücher wurden meiner Meinung nacht nicht sehr gut verfilmt... siehe Teil 5...Mehr anzeigen


tuvock

vor 16 Jahren

Im Film lässt sie eine geheimnisvolle Maschine explodieren, mit denen sie die Kinder von ihren Dämonen getrennt werden soll, die ja Mrs. COULTER geleitet hat. Im Buch versucht der Rektor vom Jordan College Lord Asriel zu töten; Fra Pavel wird erst im zweiten Buch kurz vorgestellt. Im Buch wird erst Billy Costa und hinterher Roger entführt. Im Film werden sie beide zusammen von den Gobblern mitgenommen. Wahrscheinlich absichtlich gemacht dass man Zeit rauszögern kann im Film oder?

Eine grobe Differenz zum Buch und auch Charakterverfremdend ist die Tatsache, dass im Film der Bär Iorek Byrnison deshalb verbannt wurde, weil er im Zweikampf gegen einen anderen Bären verloren hat. Im Buch hat er den anderen Bären getötet, was laut Bärenkodex zur Verbannung führt. Da es sich hierbei auch noch um eine Intrige des Bärenkönigs handelte, wird er in der Literaturvorlage zum tragischen Helden. Im Film wirkt er lediglich als Verlierer, der seinen Ruf retten möchte. Und das finde ich nicht so gut, denn die Buchversion ist hier genauer und besser verständlich, denn dass der Kampfbär dann auf einmal Whiskey süchtig ist, ne das glaube ich nicht.

Wieder zurück zum Film. Ich finde Kidman eine heroische gute echte Darstellerin, die Frau ist nicht die geilste, aber sie hat so eine starke Ausstrahlung, wenn man nur daran denkt dass sie im wahren Leben ne blöde Zicke ist die sich wegen jedem Scheiß aufregt, im Film merkt man Ihr das nicht an, ja sie ist ne gekonnte Darstellerin. Na ja sie hat ja auch 50 Filme hinter sich und ist 1, 79 Meter groß. 15 Mille Gage bekam sie für den Film.

So jetzt mal zur Besetzungsliste:

Dakota Blue Richards spielt die Rolle von Lyra Belacqua
Daniel Craig spielt die Rolle von Lord Asriel
Nicole Kidman spielt die Rolle von Marisa Coulter
Sam Elliott spielt die Rolle von Lee Scoresby
Ben Walker spielt die Rolle von Roger Parslow
Charlie Rowe spielt die Rolle von Billy Costa
Clare Higgins spielt die Rolle von Ma Costa
Jim Carter spielt die Rolle von John Faa, Fürst der Gypter
Tom Courtenay spielt die Rolle von Farder Coram, Ältester der Gypter
Jack Shepherd spielt die Rolle von Rektor des Jordan College
Christopher Lee spielt die Rolle von Hoher Rat des Magisteriums
Edward de Souza spielt die Rolle von 2. Hoher Rat des Magisteriums
Derek Jacobi spielt die Rolle von Botschafter des Magisteriums
Simon McBurney spielt die Rolle von Fra Pavel, Abgesandter des Magisteriums
Eva Green spielt die Rolle von Serafina Pekkala

Stimmen gibt es auch im Film, die Tiere usw.

Freddie Highmore spricht die Rolle von Pantalaimon, Lyras Dämon
Kristin Scott Thoma spricht die Rolle von Stelmaria, Asriels Dämon
Kathy Bates spricht die Rolle von Hester, Scoresbys Dämon
Ian McKellen spricht die Rolle von Iorek Byrnison
Ian McShane spricht die Rolle von Ragnar Sturlusson

So und jetzt noch der Schuß. Also mir hat der Film gefallen, ich mag ihn und ich kann ihn empfehlen. Die Orte wo gedreht wurde in 20 Orten, England, Ungarn, und Norwegen. Ne Menge was. Ja die Kamera usw. alles technisch sehr gut, was mir gefehlt hat, mehr Spannung, mehr Witz, mehr Action, aber das macht nichts, ich fand den Film trotzdem gut, ich bin Fantasyfan und kann den Film uneingeschränkt jedem ab 12 empfehlen.

90 von 100Mehr anzeigen


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