Babylon A.D. Frankreich, Grossbritannien, USA 2008 – 101min.
Filmkritik
Der Bodyguard
Vin Diesel muss unter der Regie von Mathieu Kassovitz als Leibwächter eines geheimnisvollen Wundermädchens fungieren.
Im Nachhinein erscheint "La Haine" - der Film, mit dem Mathieu Kassovitz international bekannt wurde - fast wie ein Ausrutscher im Oeuvre des Regisseurs. Denn vom grimmigen Realismus seines Banlieue-Films ist seither nicht mehr viel zu spüren. Ganz im Gegenteil scheint sich Kassovitz mittlerweile vor allem für mässig originelles Genrekino zu interessieren. "Babylon A.D." ist diesbezüglich keine Ausnahme, auch wenn die Ansprüche gestiegen sind: Eine französisch-amerikanisch Koproduktion, auf Englisch gedreht, mit einem internationalen Cast, angeführt von Muskelpaket Vin Diesel.
Schauplatz ist ein von Bürgerkriegen heimgesuchtes Europa in einer nicht allzu fernen Zukunft, mittendrin der Söldner Toorop (Diesel), der einen äusserst attraktiven Auftrag erhält: Wenn er eine junge Frau sicher auf den amerikanischen Kontinent bringt, winkt ihm reiche Belohnung und ein getilgtes Strafregister. Toorop, ein Vetreter der Spezies «zynischer Haudegen mit dem Herz am rechten Fleck», willigt ein und macht sich mit der unschuldigen Aurora (Mélanie Thierry) und deren kampflustiger Anstandsdame - Hongkong-Altstar Michelle Yeoh - auf die beschwerliche Reise. Natürlich hat es mit Aurora etwas auf sich, natürlich sind verschiedene mehr oder weniger dunkle Mächte hinter dem Wundermädchen her, und natürlich kommt es zwischen diversen mässig gelungenen Kampfszenen auch zu amourösen Verstrickungen zwischen Leibwächter und Mündel.
Dem Vernehmen nach standen die Dreharbeiten zu "Babylon A.D." unter keinem glücklichen Stern, und auch die Chemie zwischen Regisseur und Hauptdarsteller soll nicht gestimmt haben. Dem Film merkt man das auf jeden Fall an, denn irgendwie kommt das alles nie in Fluss, wirkt uneinheitlich und zerhackt. Kassovitz' grösstes Problem ist aber eindeutig, dass er gerne mehr abgeliefert hätte als blosse Genredutzendware. Diesen Anspruch kann "Babylon A.D." aber nie einlösen. Dass das nicht nur an der Story liegt, zeigt ein Vergleich mit dem ähnlich gelagerten "Children of Men"; an dessen inszenatorische Brillanz und Intensität reicht "Babylon A.D." in keinem Moment heran. Dazu ist das Drehbuch - trotz oder wegen des forcierten Twists zum Schluss - zu absehbar, die Actionszenen nicht spektakulär genug, die Schauspieler zu schwach. Als B-Film wäre das ganz ok, seinem eigenen Anspruch wird der Film aber nicht gerecht; daran ändern auch Gérard Depardieu und Charlotte Rampling in den Nebenrollen wenig.
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