Auf der anderen Seite des Bettes Frankreich 2008 – 93min.

Filmkritik

Rollentausch fürs Gleichgewicht

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Der Mann arbeitet, die Frau sorgt für Haushalt und Kinder: So ist die Rollenverteilung in der klassischen Ehe. In der biederen französischen Komödie «De l'autre côté du lit» tauschen Sophie Marceau und Dany Boon die Rollen.

Sie teilen sich das Bett und das Haus. Doch Ariane (Sophie Marceau) und Hugo (Dany Boon, "Bienvenue chez les Ch'tis") sehen sich höchstens kurz am Abend. Tagsüber leitet er seine Firma, seine Kinder sieht er kaum. Ariane kümmert sich derweil um den Haushalt, bringt die Kinder in die Schule, entwirft und verkauft mit ihrer Freundin Charlotte (Juliette Arnaud) Schmuck und ist nebenbei auch noch bemüht, den Handwerker anzutreiben, der ihr Haus renovieren soll.

Als sich Hugo dann eines Abends beklagt, dass die Bauarbeiten nicht vorwärts kommen, platzt Ariane der Kragen. Er kriegt nicht nur die Faust auf die Nase, sondern muss sich auch ernsthaft mit dem Vorschlag auseinander setzen, für eine Weile die Rollen zu tauschen. Sonst wirft sie ihn raus. Ein Gerichtsvollzieher (Antoine Duléry) regelt die vertraglichen Kleinigkeiten, und am nächsten Tag braust Ariane mit dem Auto ihres Mannes ins Büro, während Hugo ein wenig hilflos in der Küche steht.

Komödien eignen sich hervorragend als Versuchsfläche für ausgefallene Ideen. Da stellt sich automatisch die Frage, ob eine gerechte Aufgabenteilung in der Ehe auch heute noch besonders revolutionär ist. Der Film lässt vermuten, dass tatsächlich noch in manchen Partnerschaften Nachholbedarf besteht. Auch wenn «De l'autre côté du lit» vielleicht den Nerv der Zeit trifft, wirklich zeitgemäss ist die Komödie trotzdem nicht. So frisch und schwungvoll die Inszenierung daherkommt, so altbacken und verstaubt sind der Humor und die Rollenbilder.

Zusätzlich belastet wird die Handlung durch die Figur des Gerichtsvollziehers, der eine Art Anthropologe der Ehebeziehung spielt. Seine Ratschläge erschöpfen sich aber rasch in Banalitäten. Ariane soll männlicher auftreten, den in ihr schlummernden Mann aufwecken. Hugo muss die Kundinnen der Schmuckkollektion durch sein Einfühlungsvermögen verführen. Das Drehbuch geht also ganz auf Nummer sicher und bietet dem Publikum vorhersehbare Witze und Ereignisse.

Neue Ideen werden nicht geboten. Wie sich Ariane in der Firma rasch als völlig überfordert herausstellt und zu heulen beginnt, fördert zudem alte Stereotypen. Irgendwie hat sich dieser Film in der Zeit verirrt und ist etwa 30 oder noch mehr Jahre zu spät entstanden. Schliesslich kehren die Ehepartner friedlich wieder in ihre Rollen zurück, da sie erkannt haben, dass sie für ein erfülltes Leben nur erkennen müssen, dass sie sich nötig haben. Ausserdem durfte Hugo feststellen, wie dumm, elend und einsam sich eine Hausfrau manchmal fühlt.

27.01.2010

2

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Kommentare

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Patrick

vor 15 Jahren

Goldige Darsteller und nette Story, aber die Komödie kommt leider nicht so in Fahrt wie Bienvenue chez les Ch tis auch mit Dany Boon.
Sophie Marceau Rolle als Ariane erinnert mit ihren verrückten ideen stark an Vic aus La boum und die 80iger Gassenhauer in der Film-Musik helfen doch dazu.
S. Marceau ist jetzt neu auf DVD zu sehen im Film Female Agents ein Natzi Thriller mit Moritz Bleibtreu und Dany Boon kommt bald mit dem Film Affären A la Carte in die Kinos
Fazit Kein Hit. 09 aber gans Nett 3 1/2 Punkte.Mehr anzeigen


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