Federica de Cesco Schweiz 2008 – 95min.
Filmkritik
1000 und 1 Jugendbuch
Das sorgfältig inszenierte Porträt zeigt Leben und Schaffen der vielgeliebten Erfolgsautorin Federica de Cesco. Der Schweizer Regisseur und Drehbuchautor Nino Jacusso fördert in feinen Tönen eine spannende und kosmopolitische Persönlichkeit zutage, die durch ihren selbstverständlichen Feminismus eine Vielzahl von Mädchengenerationen beeinflusst hat.
Mit 16 den ersten Bestseller gelandet, schreibt sich Federica de Cesco fünfzig Jahre und achtzig Bücher später immer noch in die Herzen ihrer jugendlichen und mittlerweile auch etwas älter gewordenen Fans. Das Leben hat es gut gemeint mit ihr und sie zu der meistgelesenen zeitgenössischen Jugendbuchautorin des deutschen Sprachraums gemacht.
Vor der Kamera Nino Jacussos ("Escape to Paradise") resümiert die eigenwillige Schriftstellerin anhand zahlreicher Anekdoten ihr Leben. Als Teenager unangepasst und rebellisch, wurde sie 1954 von der Schule verwiesen, da sie während des Unterrichts statt des obligatorischen Rocks unschickliche Hosen trug. Mit ihrer ersten Geschichte "Der rote Seidenschal", die 1957 publiziert wurde und ihr schlagartig zum Durchbruch verhalf, wollte sie mit den damals üblichen Hollywood-Klischees aufräumen und ein "Anti-Kino" schreiben: Aus Cowboys wurden Bösewichte, aus Indianern schöne Helden. Und mitten drin war ihr Alter Ego, das selbstbewusste und eigensinnige Mädchen, welches fortan Hauptfigur in all ihren nachfolgenden Romanen bleiben und als Vorbild viele Mädchengenerationen prägen sollte.
Aufmerksam dehnt Jacusso sein inszenatorisch gelungenes Porträt auch auf die - vorwiegend weibliche - Leserschaft der Autorin aus. Mit de Cescos feministischen Idealen gross geworden, geben Fans aus fünf Jahrzehnten in zum Teil überraschend persönlichen Interviews Auskunft über ihr Leben, das ohne die Lektüre dieser Mädchenliteratur vermutlich anders verlaufen wäre. Die bewegendsten Momente verdankt der Film den Lebensberichten dieser sehr unterschiedlichen Frauen, deren leider etwas gar fragmentarische Erzählungen viel Stoff für noch mehr Geschichten geliefert hätten.
Neben de Cescos humorvoll-nüchterner Retrospektive und den Stimmen der Leserschaft, interessiert sich Jacusso auch für den perfektionistischen Schreibprozess der 70-jährigen Erfolgsautorin. Er folgt ihr darum nicht nur nach Malta und Japan, wo sie umfangreiche und akribische Stoffrecherchen durchführt, sondern wagt auch noch einen metaphorischen und clever visualisierten Blick in ihren Kopf, das eigentliche Herz all ihrer Geschichten.
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