Keinohrhasen Deutschland 2008 – 114min.
Filmkritik
Til Schweiger als Kleinkindererzieher
Til Schweigers dritte Regiearbeit knüpft nahtlos an die Tradition der deutschen, romantischen Komödie der 1990er Jahre an. Die leider allzu vorhersehbare Screwball-Comedy kommt in flottem Tempo daher und beschwört mit Hilfe gängiger Geschlechterstereotypen und viel flegelhaftem Humor ganz altmodisch den Glauben an den Sinn der Paarbeziehung.
Ludo (Til Schweiger), seines Zeichens Klatschreporter und Schwerenöter, treibt es gerne bunt. Während er sich in der Freizeit vor allem mit One-Night-Stands bei Laune hält, jagt er in seinem Berufsleben mit Paparazzo und Kollege Moritz (Matthias Schweighöfer) rücksichtslos den Stars und Sternchen nach. Um an eine gute Story zu kommen, ist ihm jedes Mittel recht.
Da ist es nicht verwunderlich, dass er eines Tages nach einem seiner illegalen Manöver vor der Richterin landet, die ihm prompt 300 soziale Stunden in einem Kinderhort aufbrummt. Pech für Ludo, dass er seine dortige Chefin Anna (Nora Tschirner) in der Kindheit aufs Übelste gepiesackt hat. Trotz alter Feindschaft und offensichtlicher Verschiedenheiten kommen sich die vermeintlich unscheinbare Erzieherin und der attraktive Journalist näher. Zwischen Kindertheater und Yuppie-Alltag hin- und hergerissen, kommt Ludo langsam der Liebe auf die Spur.
Natürlich ist das keine neue Geschichte, die Schweiger ("Barfuss", "Der Eisbär") und seine Co-Autorin Annika Decker da erzählen. Die klassische Boy-meets-Girl-Erzählung nimmt genretypisch ihren vorhersehbaren Lauf und wartet weder mit dramaturgischen Überraschungen auf noch verzichtet sie auf die obligaten und ebenfalls genrebedingten Geschlechterstereotypen.
Dennoch lässt sich nicht behaupten, dass der Film innerhalb seiner bescheidenen Grenzen nicht funktionieren würde. Leichtfüssig und gefühlsbetont erzählt er das alte Märchen der Liebe und versäumt es bei aller gediegener Romantik trotzdem nicht, in Sachen Humor aus den Vollen zu schöpfen. Die Gag-Intervalle sind klein, die Dialoge spritzig, die Charaktere teilweise bis zum Wahnwitz überzeichnet. Als Beispiel sei auf Jürgen Vogel ("Wo ist Fred") verwiesen, dessen selbstironischer Auftritt als Jürgen Vogel himself mit Po-Implantaten und Kinski-Frisur wohl zu den amüsantesten Momenten des Films zählt.
Dass der Humor bisweilen auf Niedrig-Niveau absinkt, bildet manchmal einen etwas irritierenden Gegensatz zum visuellen Hochglanz, den Schweiger in seinen Bildern souverän zu vermitteln weiss. Etwas, das man ihm nun wirklich lassen muss: Der Mann weiss eben einfach, was, und vor allem wer gut aussieht. Nicht umsonst hat er neben Nora Tschirner auch sich selbst gecastet.
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Kommentare
Ein typischer Til Schweiger Film. Nicht schlecht, allerdings teilweise etwas zu kitschig und unglaubwürdig
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