Marcello Marcello Deutschland, Schweiz 2008 – 97min.
Filmkritik
Romantischer Tauschhandel am Mittelmeer
Am Filmfestival Locarno feierte am «Journée du Cinéma Suisse» die mediterrane Komödie «Marcello Marcello» ihre Weltpremiere. Die leichtfüssige Fantasie des westschweizer Filmemachers Denis Rabaglia ist eine liebenswerte, aber auch recht schmalzige Liebeskomödie.
Der Film spielt im Jahr 1956 auf der italienischen Insel Amatrello (gedreht wurde auf Ventotene). Dort hat sich der eigenartige Brauch entwickelt, dass die Väter anhand von Geschenken bestimmen, wer das erste Rendezvous mit ihren Töchtern erhält. Der junge Marcello (Francesco Mistichelli), Sohn eines Fischers und fleissiger Schüler, hält nichts von dieser Tradition. Dann taucht allerdings Elena (Elena Cucci), die Tochter des Bürgermeisters, kurz vor ihrem 18. Geburtstag wieder auf der Insel auf.
Marcello will dem Vater von Elena unbedingt das perfekte Geschenk übergeben: den gehassten Hahn des Metzgers, von dem der Bürgermeister jeden Morgen aus dem Schlaf gerissen wird. Doch der Preis für das Tier ist hoch. Der Metzger verlangt einen Gegenstand von einem anderen Bewohner des Dorfes. So sieht sich Marcello in immer mehr Tauschgeschäfte verstrickt. Dabei rennt ihm die Zeit davon.
Die Geschichte von «Marcello Marcello» steht auf einem arg wackligen Gerüst. Da wird einerseits behauptet, dass die ersten romantischen Treffen meist zu Hochzeiten führen, andererseits soll der schleimige Armando, der Sohn des reichsten Mannes des Dorfes, in letzter Zeit alle Mädchen für sich gewonnen haben. Ausserdem wird immer wieder - vor allem von Marcello - betont, wie unsinnig die Tradition ist. Trotzdem bemüht sich Marcello mit allen Mitteln, diesen Wettkampf zu gewinnen.
Abgesehen von diesen Unstimmigkeiten steuert «Marcello Marcello» nach einem leicht schwerfälligen Start rasch auf einige Höhepunkte zu. Besonders die beiden Komplizen von Marcello sorgen dabei mehrmals für vergnügliche Momente. Ganz so unbeschwert wie das mediterrane Ambiente vermuten lässt, kommt die Handlung allerdings nicht immer vorwärts. So ist die Inszenierung auch extrem berechnend: Hier noch ein schmachtender Blick von Marcello, dort noch ein Schütteln der Haare der Angebeteten.
Die Komödie von Denis Rabaglia erinnert schnell einmal an «Il postino». Die romantische Komödie von Michael Radford spielt ja ebenfalls auf einer italienischen Insel, und ein Mann muss eine Aufgabe erfüllen, um seine Angebetete zu erlangen. Die liebliche Leichtigkeit von «Il postino» erreicht «Marcello Marcello» nur in wenigen Augenblicken. Trotzdem lässt sich die Komödie als meist heitere Spielerei geniessen.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ein romantischer Film zum geniessen, nicht zum analysieren. Wer hier 0 Punkte gibt sollte zum Psychologen, vielleicht wegen verdrängter Gefühle; -)
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 15 Jahren
Der Film hat den Charme, den Tiefgang, den süsslichen Italianita-Kitsch einer Campari-Werbung. Das ist ja gar nicht schlecht - aber wer soll dafür Eintritt bezahlen?
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