Filmkritik
Aus der Asche zum Glück
Die Akademie für Theater und Gesang (ATG) hat sich Gioachino Rossinis Oper "La Cenerentola" angenommen und sie für Kinder arrangiert. Christian Labhart dokumentiert Proben und Aufführung.
Rossinis "Aschenputtel", 1817 in Rom mit mässigem Erfolg uraufgeführt, hat einen langen Atem; sie ist auf annähernd zweieinhalb Stunden angelegt. Das hält kein Kind aus. Also hat sich Regisseur Volker Vogel daran gemacht, sie auf ein erträglichen Mass von 80 Minuten zu kürzen. Auch rückte er "La Cenerentola" wieder näher ans Grimm'sche Original. Vogel baute den Erzähler Alidoro (Martin Weidmann), Lehrer des Prinzen Ramiro (Raimund Wiederkehr), ein. Im Prinzip bleibt es bei der Geschichte von der drangsalierten Magd, die ihr Herz auf dem rechten Fleck hat und fürstlich belohnt wird. In einem einfachen Bühnenbild (Luca Filaci, Luigi Perego) werden die schwesterlichen "Tussis" und ihr eitler Vater (Cheyne Davidson) vom hohen Ross geholt und gemassregelt.
Doch weit interessanter und spannender als die Aufsteigergeschichte Aschenputtels, die uns in einem zweiten Teil in einer komprimierten Bühnenfassung über 78 Minuten vorgeführt wird, ist die Erarbeitung der Operninszenierung (Kamera: Pio Corradi). Das beginnt mit dem Casting und den ersten Proben, führt zum Zusammenspiel der Akteure, zur Integration mit der Musik, zu Kostümproben und zum Abend vor der Premiere. Wir erleben den Spielleiter Volker Vogel, der Disziplin und Hingabe fordert, den musikalischen Taktmeister Christof Escher und die einzelnen Akteure, die aparte Mojca Vedernjak (Angela/Aschenputtel), die singt und spielt, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
Christian Labharts Film ist also sowohl Werkstattbericht als auch Theateraufzeichnung. Diese doppelte "Cenerentola" wird dadurch zur Langstrecke. Die Oper - hier für Kinder inszeniert - erlebt man natürlich besser "live". Genau darauf macht Labharts Dok-Projekt, das unter dem Patronat der Sängerin Cecilia Bartoli, des Mime-Meisters Dimitri und des Musikers Daniel Fueter steht, Lust und windet nebenher der Akademie für Theater und Gesang (ATG) ein Kränzchen. "Zum Auftakt Rossini" zeigt sehr schön auf, dass die Oper als Verbindung sämtlicher Künste dienen und zum Gesamtkunstwerk werden kann. Auch im Kleinen, auch für Kinder.
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