Here & There - Wiedersehen in Belgrad Deutschland, Serbien, USA 2009 – 90min.

Filmkritik

Zu Gast bei Freunden

Filmkritik: Cindy Hertach

Einen depressiven New Yorker Musiker verschlägt es nach Belgrad, wo er statt der erwarteten Trostlosigkeit auf Herzlichkeit und Lebensfreude trifft. Liebenswürdige Komödie, mit serbischem Humor und New Yorker Zynismus aufgemischt.

Als der Saxophonist Robert (David Thornton) aus seinem New Yorker Appartement fliegt, gibt es für seinen Umzugshelfer Branko (Branislav Trifunovic) nicht viel mehr als ein paar halbleere Plastiktüten zu tragen. Branko, der seine Freundin Ivana (Jelena Mrdja) zu sich nach New York holen will, bietet dem abgebrannten Musiker mehrere Tausend Dollar, wenn er Ivana in Belgrad heiratet und in die USA begleitet.

In Serbiens Hauptstadt wird Robert bei Brankos Mutter Olga (Mirjana Karanovic) einquartiert. Deren Gastfreundschaft quittiert der depressive New Yorker erst mit schlechter Laune und Teilnahmslosigkeit. Doch als er Olga eines Morgens dabei beobachtet, wie sie mit ihren Balkonblumen flüstert, beginnt er die Welt und seine Gastgeberin mit anderen Augen zu sehen. Während Branko in New York mühsam Roberts Entschädigung zusammenkratzt, macht Robert einen vorsichtigen Schritt aus sich heraus - dem Leben und Olga entgegen.

1991, zu Beginn des Jugoslawienkrieges, verabschiedete sich Darko Lungolov aus seiner Heimat, um in New York Film zu studieren. Der junge Serbe verarbeitet zahlreiche skurrile Erlebnisse aus jener Zeit sowie die Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit, die er 2003 bei der Rückkehr in seine Heimat vorfand, zu einer wunderbar melancholischen Culture-Clash-Komödie. Minimalistisch erzählt und mit einem unwiderstehlichen Soundtrack unterlegt, verfolgt Lungulov in seinem vielfach ausgezeichneten Debüt zwei Storylines, die sich nicht nur hinsichtlich ihrer geographischen Verortung unterscheiden: hier die leise Romanze im etwas provinziellen Belgrad, dort die Geschichte eines beschwerlichen Immigranten-Schicksals in New York.

Obwohl sich gegenseitig bedingend, verbinden sich die beiden parallel verlaufenden Erzählstränge leider nie zu einem harmonischen Ganzen. Dafür wirkt sich Brankos hektischer Alltag allzu störend auf Robert und Olgas subtile Annäherung aus, übertönt der zunehmend absurdere Verlauf in New York lautstark und in unschöner Regelmässigkeit die zart erblühende Romantik in Belgrad. Dank der überzeugenden Besetzung und einer Inszenierung, die so Jim Jarmusch-like lakonisch daherkommt, kann man dem Film die leichte Unausgewogenheit aber ohne weiteres verzeihen.

18.02.2024

4

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Kommentare

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simona11

vor 14 Jahren

Der Film konnte mich nicht so richtig mitreissen und hat mich nicht ganz überzeugt!


vlad77

vor 14 Jahren

Nebst der Story, die zeitweise sehr lustig und aussergewöhnlich ist, haben mich in diesem Film insbesondere die Schauspieler überzeugt (Thornton und, vor allem, Karanovic). Alles in allem: Sehr gute Unterhaltung!


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