Barney's Version Kanada, Italien 2010 – 134min.

Filmkritik

Drei Hochzeiten und ein Todesfall

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Barney's Version besteht eigentlich aus zwei Filmen: einer ausgezeichneten romantischen Komödie und einem weniger gelungenen Melodram. In beiden Teilen gleichermassen herausragend ist Paul Giamatti. Er spielt einen miesepetrigen TV-Produzenten, der zwar tief drin ein grosser Romantiker ist, dessen vermeintliches Liebesglück aber stets in einem grossen Desaster endet.

Der gealterte Barney, ein TV-Produzent, der sein Geld mit miserablen Soaps verdient, blickt auf drei gescheiterte Ehen zurück. Man fragt sich noch, wie der übellaunige und untersetzte Typ es schafft, gleich drei schöne und kluge Frauen zu ehelichen, da geht es schon drunter und drüber. Denn gewöhnlich übersteht Barneys Eheglück nicht einmal den Rückweg vom Traualtar. Vordergründig ein netter Kerl, scheint er doch zu einigem fähig. So überrascht es nur bedingt, dass er gar des Mordes an seinem besten Freund verdächtigt wird.

Gespielt wird Barney von Paul Giamatti, dem Spezialisten für grüblerische, übellaunige und untersetzte Typen, die einem dann eben doch ans Herz wachsen. Für seine Rolle wurde Giamatti mit dem Golden Globe ausgezeichnet - zu Recht, denn er ist sowohl während des komödiantischen und schwungvollen Beginns des Filmes brillant, wie auch im zweiten Teil, wenn Barney's Version zunehmend melodramatische Töne anschlägt. Und auch die anderen Rollen sind ausgezeichnet besetzt: Minnie Driver und Rosamund Pike spielen die Ehefrauen Nummer zwei und drei, Dustin Hoffman gibt Barneys Vater als charmanten Schalk, dass man sich wünscht, Hoffman würde künftig nur noch Komödien drehen.

Der Spagat zwischen der komödiantischen ersten Hälfte und dem melodramatischen Ende gelingt Barney's Version hingegen nur bedingt. Im Roman, auf dem der Film basiert, wird die Handlung von einem flunkernden und von Alzheimer geplagten Barney äusserst lückenhaft erzählt. Diese subjektive und unzuverlässige Erzählweise weiss Regisseur Richard J. Lewis nicht recht in den Film zu übersetzen. Auf die subjektive Erzählweise verzichtet der Film weitgehend - die Retrospektive dient lediglich als Rahmen für die Erzählung. Das macht nicht nur an einigen Stellen die Spannung zunichte, sondern auch die finale Auflösung, den eigentlichen Clou der Geschichte, weitgehend überflüssig.

Sehenswert ist der Film deshalb in erster Linie wegen den Schauspielern und dem schwungvollen Beginn - allein Paul Giamatti und Dustin Hoffman trösten über die etwas fade zweite Hälfte locker hinweg.

17.02.2024

4

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Kommentare

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THISS.CH

vor 13 Jahren

Muss man nicht unbedingt gesehen haben.


Rtinho

vor 13 Jahren

Belle histoire pere/fils et mari/femme dramatique d'un sacre personnage bien aime par son entourage. Les acteurs sont tous excellent, mention special Rosamund Pike (epouse).


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