Das Ende ist mein Anfang Deutschland, Italien 2010 – 98min.

Filmkritik

Bart aber schmerzlich

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Ist das Reden über den Tod in westlichen Gesellschaften wirklich ein Tabu? Das Ende ist mein Anfang hielt sich jedenfalls wochenlang in den Bestsellerlisten. Jo Baier hat das lange Gespräch zwischen Tiziano Terzani und seinem Sohn verfilmt - mit Bruno Ganz in der Rolle des langjährigen Südostasien-Korrespondenten des "Spiegel".

Der Film hält sich dabei eng an die Vorlage und damit an das "echte Leben". Von einer schweren Krebserkrankung gezeichnet, bittet Tiziano Terzani (sehr bärtig: Bruno Ganz) seinen Sprössling (Elio Germano), nach Hause in das entlegene toskanische Häuschen der Familie zurückzukehren. Der kluge Mann will Abschied nehmen, indem er dem Sohn sein Leben erzählt. In Florenz geboren, verbrachte Terzani lange Jahre als Journalist in Asien, er hat den Vietnamkrieg von nahe gesehen, weise Männer im Himalaja getroffen und sich überhaupt so seine Gedanken gemacht - zu spirituellen und gesellschaftspolitischen Themen. Der Sohn soll, so hat es der egozentrische Vater geplant, das Gespräch zu einem Buch verarbeiten.

Gesprächsfilme sind eine heikle Angelegenheit, und man darf es schon als mutig bezeichnen, wie konsequent Regisseur Jo Baier die Sache durchzieht. Tatsächlich besteht Das Ende ist mein Anfang - gedreht auf dem Original-Anwesen der Terzanis - aus wenig mehr als aus Off-Kommentaren des Sohnes und ausführlichen Antworten des Vaters. Lange, ungeschnittene Monologe sind im hektischen Kino-Alltag eine Rarität, so dass es ein Vergnügen ist, einen Vollblut-Schauspieler wie Bruno Ganz hier ganz in seinem Element zu erleben. Nur leider kann sein italienischer Kollege Elio Germano da nicht annähernd mithalten.

Schade ist vor allem, dass Baier sich inszenatorisch nicht etwas mehr hat einfallen lassen. Man wollte mit dramaturgischen Kniffen wohl nicht vom Wesentlichen ablenken. Das hätte auch funktioniert, wenn der Film Tiefgründigeres zu sagen hätte. Doch über das Niveau von gut gemeinten Kalendersprüchen erheben sich die Dialoge selten; die zwischen Religion und Esoterik, Konsumkritik und Polithistorie mäandernden Gedanken verfangen sich viel zu oft in Allgemeinplätzen und naiven Banalitäten. Letztlich ist Das Ende ist mein Anfang, bei allem rührenden Potential, bloß so bedeutungsschwanger wie der Blick auf die Wolkendecke, der sich Vater und Sohn immer vom nahe gelegenen Berggipfel aus bietet.

13.07.2012

2

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Kommentare

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davidkoch

vor 13 Jahren

Kammerspielhaft inszenierte Lebensgeschichte eines italienischen Journalisten. Etwas trocken.


anglee

vor 13 Jahren

Ein wunderbarer Film über den Sinn des Daseins.


Gelöschter Nutzer

vor 13 Jahren

Ein wundervoll berührender Film - ein absolutes Must für alle, die auf ihrer irdischen Reise nach dem Sinn des Lebens nachdenken...

Bruno Ganz brilliert einmal mehr!


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