Draquila Italien 2010 – 99min.

Filmkritik

Blutsauger Berlusconi

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Sabina Guzzanti kennt weder Scheu noch Bedenken - und das im Lande des Medienmoguls, der seine Macht schamlos ausnutzt: Sie entlarvt Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi als Scharlatan, Lügner und "Dracula".

Im April 2009 erschütterte ein Erdbeben Italien, am schlimmsten betroffen war die Kleinstadt Aquila in den Abruzzen. Ausgerechnet hierhin lockte Berlusconi anlässlich eines Polit-Gipfeltreffens diverse Staatsoberhäupter und setzte sich schamlos mit den Merkels und Obamas in Szene. Besonders verwerflich wirkt heute sein Bruderkuss mit dem libyschen (Noch-)Diktator Gaddafi. Bereits angesichts dieser Eingangsszenen wird deutlich, welches Politmonster Silvio Berlusconi ist: Er macht zwar Versprechungen, hat aber nichts anderes im Sinn als die eigenen Vorteile.

Regisseurin Sabina Guzzanti, die sich selbst auch als Reporterin und Interviewerin einbringt, demaskiert den italienischen Ministerpräsidenten erfrischend schonungs- und respektlos. Neben den Macho-Auftritten des skrupellosen Regierungschefs sammelt sie viele Stimmen von Betroffenen und Kämpfern gegen das perfide "System Berlusconi". Und noch eines wird klar in dieser polemischen Politparade, die auch zu satirischen Mitteln und Trickfilmsequenzen greift: Berlusconi beugt das Gesetz nach seinem Gusto und fördert die Korruption im eigenen Interesse - ein entfernter Verwandter im Geiste des Volksverächters Gaddafi.

Berlusconi ist ein Ausbeuter, ein moderner "Dracula" eben: Das beweisen schon die Bilder und Recherchen aus dem Katastrophengebiet Aquila, in dem die Erdbebenopfer darben mussten, weil Berlusconi sich zur rechten, zu seiner Zeit feiern lassen wollte. Und dass einer seiner Mitläufer, Kulturminister Sandro Bondi, die Premieren von Draquila an den Filmfestspielen in Cannes 2010 boykottierte und gegen einen "Propagandafilm" protestierte, beweist nur, dass die engagierte Filmautorin voll ins Schwarze getroffen hatte.

Gut, dass es noch ungeschminkte, parteiische Filme dieser Art gibt, die Emotionen und Proteste auf der einen wie der anderen Seite wecken - durchaus vergleichbar mit den provokanten Werken Michael Moores. Unverbesserlichen Berlusconi-Fans ist dieser aufrüttelnde Dokumentarfilm nicht zu empfehlen. Es ist auch nicht anzunehmen, dass sich Berlusconi selbst von den Entlarvungen in Wort und Bild beeindrucken lässt. Eher werden ihm seine Hormone zum Verhängnis.

18.02.2024

4

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Kommentare

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ooophar

vor 13 Jahren

Von hoher Dringlichkeit für die Italiener, jedoch unübersichtlich.


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