Der Ghostwriter Frankreich, Deutschland, Grossbritannien 2010 – 128min.
Filmkritik
Das bedrohliche Leben der Worte
Wenn der Name Roman Polanski fällt, wird schon länger mehr über Fußfesseln, Jack Nicholsons Villa und eine gewisse Samantha Geimer palavert als über sein filmisches Schaffen. Dabei beweist der 76-Jährige mit seinem neuem Thriller: Man sollte wieder über ihn als Regisseur diskutieren.
Der erfolgreiche und namenlose Ghostwriter "Ghost" (Ewan McGregor) verpflichtet sich, die Memoiren des ehemaligen Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan) zu verfassen. Unter stärkstem Zeitdruck, aber fürstlich honoriert, versucht er das bereits geschriebene Manuskript in eine halbwegs literarisch und stilistisch ansprechende Form zu bringen. Der vorherige Verfasser, ein langjähriger Berater Langs, ist bei einem Unfall ertrunken.
Im Haus des Premierministers auf einer Atlantikinsel, wo außer dem Ehepaar Lang nur der engste Mitarbeiterkreis zugegen ist, beginnt Ghost, sich mit Manuskript und Leben des erfolgreichen und umstrittenen Politikers auseinanderzusetzen. Zugleich werden in der Presse Vorwürfe bezüglich Folter, Kriegsverbrechen sowie heimlichen Kooperationen mit der CIA gegenüber Lang laut. Der scheinbar routinemäßige Job wird zunehmend bedrohlicher und als Ghost im Nachlass seines Vorgängers ein paar alte Fotos von Lang findet, steckt er bereits mitten in einer globalen Verschwörung.
Basierend auf dem Roman "Ghost" des britischen Autors Robert Harris hat Roman Polanski einen soliden, aber nicht minder frischen Thriller mit viel britischem Understatement auf die Leinwand gebracht. Stringent und ohne viel Action-Aufwand entwickelt der Film schleichend und fast beiläufig seine Spannung. Das Schreiben steht hier im Vordergrund und so dominieren bei "The Ghost Writer" die Worte: Mit klugen und präzisen Dialogen, oftmals unterfüttert mit einer Prise feinen Humors, wird der Zuschauer durch ein Geflecht von Lügen, Behauptungen und Erinnerungen geleitet. Am Beispiel des Genres Thriller dekliniert Polanski die Schwierigkeit der Suche nach der Wahrheit von Lebensentwürfen durch.
Nicht umsonst bleibt sein Protagonist unbenannt, ein Geist, der Leben (in Form von Literatur) in das gelebte Leben anderer Leute bringt - und damit letztlich doch die Wahrheit offenlegt. Dass das letztlich durch einen Twist passiert, der allenfalls so raffiniert ist wie ein Detektivspiel aus einem "Mickey Mouse"-Heft, kann man vernachlässigen. Denn die hochkarätige Besetzung und die stimmige Atmosphäre des Films beweisen: Der Altmeister ist wieder in Topform. Und wer in der Situation des Premierministers Lang, der aufgrund der Anzeige wegen Folter in seiner Reisefreiheit eingeschränkt ist und nur in den USA verweilen kann, Parallelen zum Regisseur sehen möchte, der kann dies gern zu seiner eigenen Wahrheit machen.
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Kommentare
der film ist so spannend wie das buch...
ich fand das buch recht ok, aber der schluss ist so bedeutungslos, für einen deutschen, engländer mögen da anders reagieren...
polanski hat das buch 1 zu 1 ins bild gesetzt und mehr konnte er nicht tun
guter mcgregor, guter brosnan, stilvoll aber es fehlt etwas in die spannung und der climax
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