Die Reise des Personalmanagers Frankreich, Deutschland, Israel 2010 – 103min.

Filmkritik

Der letzte Weg ist das Ziel

Filmkritik: Eduard Ulrich

Israel ist recht klein, auch wenn es seit 1967 Jahr für Jahr ein wenig wächst. Da kann man schon auf die Idee kommen, ein Roadmovie müsse im Ausland seinen Weg finden, und ganz unrecht hat Eran Riklis damit nicht. Die Probleme seiner als Selbstfindungsgeschichte angelegten Romanverfilmung liegen ganz woanders.

Als der etwa 40-jährige Personalchef (Mark Ivanir) einer Großbäckerei in Jerusalem Feierabend machen will, erhält er eine Nachricht, die sein Leben auf Kopf stellen wird: Eine ausländische Mitarbeiterin ist bei einem Selbstmordattentat umgekommen, aber im Betrieb wurde nicht bemerkt, dass sie fehlte. Ihre Leiche wartet immer noch darauf, identifiziert zu werden, und die Boulevard-Presse droht, die Firma wegen angeblich unmenschlichen Umgangs mit ihren MitarbeiterInnen an den Pranger zu stellen.

Nun schlägt die Stunde des Personalchefs: Er soll zunächst eine Gegendarstellung verfassen und wird schließlich dazu verdonnert, den Sarg mitsamt Inhalt in den Geburtsort der Toten zu überführen. Die bürokratischen Hürden, die so ein Unternehmen überwinden muss, kann er in seiner israelischen Heimat noch mit Tricks und Beziehungen aus dem Weg räumen, aber das war nur ein Vorgeschmack. Sobald er in Osteuropa gelandet ist, fangen die Probleme erst richtig an, und er begibt sich auf eine Odyssee, die über bestechliche Beamte, betonköpfige Polizisten, verwahrloste Jugendliche und zerrüttete Beziehungen kein Klischee auslässt.

Spätestens jetzt rächt sich die untypische Besetzung der Hauptrollen, denn man nimmt den SchauspielerInnen selten ab, was sie darstellen, und die Figuren sind auch nicht in einem Umfeld situiert, wodurch sie plastisch wirken könnten. Ihre Nöte und Motive bleiben so reine Behauptung. Obendrein wirken einige Szenen dermassen unnatürlich, dass man an Raklis' Künsten zu zweifeln beginnt; jene etwa, in der dem Sohn der Verstorbenen die Zigarette aus dem Mund gerissen wird, weil die Rast abrupt beendet werden soll und zum Aufbruch geblasen wird.

Einerseits ist es erfreulich, dass dieser mehrsprachige Film untertitelt ins Kino kommt, andererseits bedauerlich, dass die Untertitel nicht mit mehr Sorgfalt gestaltet wurden. So gibt es Momente, in denen sie eher verwirren denn informieren. Entschädigt wird man durch die bestechend schönen Bilder von Kameramann Rainer Klausmann, der neben der weiten Landschaft auch Ruinen der rücksichtslosen Industrialiserung einen würdigen Platz einräumt.

14.03.2011

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