The Social Network USA 2010 – 120min.

Filmkritik

Unter Freunden

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Kein Zweifel: Facebook hat den Medienkonsum der westlichen Welt umgekrempelt. Dass dieser beispielslosen Erfolgsstory ein Drama von klassischen Dimensionen zugrunde liegt, zeigt David Fincher in "The Social Network".

Am Anfang steht ein Eklat. Eine hübsche junge Frau bedeutet Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg): mit ihm auszugehen sei, wie wenn man mit einer Stepmaschine aus dem Fitnesszentrum zusammen sei. Die Szene gipfelt darin, dass Erica Albright (Rooney Mara) Zuckerberg den Laufpass gibt.

Der grossartig-getaktete Schlagabtausch stammt aus der Feder von Aaron Sorkin ("The West Wing"). Seine Dialogzeilen gehen wie durch Butter; es sind die fein geölten (und mit Säure behandelten) Rädchen und Schräubchen eines formidablen Zerstreuungssapparats. Sorkin zeichnet den Aufstieg von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nach: ein zorniger, junger Mann, ein hochintelligenter Technologie-Nerd, der zum jüngsten Milliardär aller Zeiten wird.

Die Bilder dazu liefert David Fincher, der sich mit düsteren Operationen wie "Se7en", "Fight Club" oder "Zodiac" ins kollektive Filmbewusstsein geschraubt hat. Nur auf den ersten Blick mag es überraschen, dass sich Fincher dieses Thema geschnappt hat - in "The Social Network" wird niemand ermordet, niemand aufgeschlitzt und niemand enthauptet. Und trotzdem geht es zu und her wie auf einem archaischen Schlachtfeld: hier wird im Wesentlichen erzählt, wie der geistige Vater der weltweit wichtigsten Community-Webseite seinen einstigen Weggefährten und Partner Eduardo Saverin (Andrew Garfield) ausgebootet hat.

Finchers Film behandelt ein ur-amerikanisches Thema: die Suche nach Gold. Der Aussenseiter und Harvard-Student Zuckerberg wird dabei von seinem unbändigen Ehrgeiz angetrieben. Zuckerberg will sich Zutritt zu den exklusiven Studenten-Zirkeln von Harvard verschaffen, dessen Türen ihm verschlossen sind. Ironischerweise vollzieht sich mit dem bahnbrechenden Erfolg von Facebook schliesslich eine ungeheure Demokratisierung: nicht umsonst spricht der Film auf Werbeplakaten von 500 Millionen Facebook-Freunden weltweit.

Natürlich erfüllt sich für Zuckerberg auch der Traum vom ersehnten Blingbling: Napster-Gründer Sean Parker (aalglatt: Justin Timberlake) weist Zuckerberg den Weg. Und doch bleibt Zuckerberg am Ende allein. Gespielt wird er von Jesse Eisenberg: Der läuft zur ganz grossen Form auf und verpasst seiner Figur die erforderlichen schnodrigen Ecken und nerdigen Kanten. Und mehr noch: Tiefe. Irgendwie mag man ihn sogar, diesen Zuckerberg.

13.05.2024

4

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Kommentare

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rasmus99

vor 11 Jahren

Konnte mich nicht überzeugen. War eher eine High School-Erzählung, nicht mehr...


anabah

vor 12 Jahren

Der Film vermochte mich nicht so recht zu überzeugen (bin in der Hälfte eingeschlafen). Aber die Story (wenn sie denn wahr ist...) ist interessant.


Gelöschter Nutzer

vor 12 Jahren

Diese Story weist auf viele Illusionen hin, denen wir oft ausgeliefert sind - und mehr. Dafür erweist sich die Botschaft besser als die Realität.


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