The Town USA 2010 – 124min.

Filmkritik

Helden im Hexenkessel

Jean Lüdeke
Filmkritik: Jean Lüdeke

Der kriminelle Lebens-, Liebes- und Leidensweg eines Bankräubers aus Boston: Ben Afflecks zweite Regiearbeit erzählt von einem schweren Jungen mit schwachem Herzen.

Bankräuber lieben Boston. Rund 300 von ihnen fallen Räubern jährlich zum Opfer. Das jedenfalls behaupten US-amerikanische Kriminal-Statistiken. Und Charlston ist angeblich jener Stadtteil, in dem die meisten Kriminellen ihre Nester gebaut haben. Hier beginnt die Vita eines Mannes, eines professionellen Bankenräuber-Bosses, der viel mehr aus sich machen könnte, als nur mit seinen schweren Jungs die Filialen in Nonnenkleidern zu erleichtern.

Die zweite Regiearbeit von Hollywood-Beau Ben Affleck überrascht dabei als schonungsloser Thriller und verzärtelnde Lovestory zugleich. Denn der geplante letzte Coup soll einen fatalen Lauf nehmen, als sich Doug MacRay, gespielt von Affleck selbst, ausgerechnet in jene Geisel Claire (Rebecca Hall) verliebt, die sein skrupelloser Busenfreund Jem zuvor als Geisel genommen hatte. Das bringt gefährliches Ungemach in die eingeschworene Bande, vor allem ins komplexe Beziehungsgeflecht der emotionalen Banden zwischen Doug, seinem Buddy Jem (Jeremy Renner) und Claire. Allmählich kulminiert die prekäre Situation, denn Jem kennt weder Gnade noch Gewissen.

Kein Zweifel, Ben Afflecks chic fotografierter Actioner setzt auf dynamische Elemente des Heist-Thrillers und erweitert ihn um eine dramatische Liebesgeschichte. Hier liegt die Essenz dieser maliziösen Ménage à trois, weil sich der perfide Plot mit der filigranen Romanze unselig paart. Es sind gerade die divergierenden Charaktere, die eine innere Dramaturgie kreieren, vor allem durch das Verhältnis zwischen Doug und Jem, der sich vom loyalen Paulus zum perfiden Saulus wandelt.

Während Afflecks "Gone Baby Gone" noch eine enorme emotional Wucht voller ethischer Fragen visualisierte, verhandelt "The Town" Krasseres, Kontroverses und Konventionelleres in einem: nämlich Gewalt, Freundschaft, Verrat und Liebe. Der höhere Anspruch des Erstlings musste hier der allmächtigen Action im rasant geschnittenen Sequel weichen. Dennoch - schon am ersten Startwochenende verbuchte "The Town" sogleich Platz 1 der US-Filmcharts und spülte über 23 Millionen Dollar in die Kino-Kassen.

18.02.2024

4

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Kommentare

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tommi_schlup

vor 9 Jahren

Ich wusste zwar, dass der Film gut ist. Aber dass er mich so positiv überrascht hätte ich nicht gedacht.
Nach dem herausragenden "Gone Baby Gone" die zweite, bemerkenswerte Regiearbeit von Ben Affleck. The Town" überzeugt vorallem durch das Spiel seiner grandiosen nebendarsteller. Jeremy Renner und Jon Hamm legen sich verdammt ins Zeug und lassen ihre Charaktere außerordentlich realistisch erscheinen. Schön dichte Handlung, gute Kameraarbeit, rasante Verfolgungsjagden und ein paar ruhige Szenen machen den Film kurzatmig und unterhaltsam.Mehr anzeigen


Mikelking

vor 9 Jahren

Kein schlechter Film, allerdings gibt es auch keine Highlights. Der Film gerät schnell wieder in Vergessenheit.


plantus.ch

vor 10 Jahren

eine gute Story die gut und realistisch verfilmt wurde.


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