Death for Sale Belgien, Frankreich, Marokko 2011 – 120min.
Filmkritik
Glaube, Diebe, Hoffnung
In Faouzi Bensaïdis Krimi möchten drei junge, leichtkriminnelle Erwachsene in der marokkanischen Hafenstadt Tétouan mit einem Coup ihrem täglichen Elend entgültig entkommen. Diese klassische Geschichte mit ihren allzu modellhaft geratenen Figuren ist schön gefilmt und kann auf der darstellerischen Ebene punkten. Dabei hat sich auch der Regisseur selbst vor die Kamera begeben.
Obwohl es in Marokko bis jetzt relativ ruhig geblieben ist, herrschen auch dort unter dem sich gottähnlich wähnenden König die gleichen problematischen Verhältnisse, die in einigen anderen arabischen Ländern zu Aufständen und Umstürzen geführt haben: keine Perspektive für die junge Generation und eine willkürliche Staatsmacht.
Die drei Freunde Allal, Malik und Soufiane sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und wohl im selben armen Quartier Tétouans aufgewachsen, denn allzu viel verbindet sie nicht - außer der selben aussichtslosen Lebenssituation: keine Ausbildung, keine Stelle, kein Geld. Allal handelt mit Drogen, Malik verkauft hin und wieder im Auftrag seines Onkels Stoffe, die seine Schwester bei der Arbeit mitgehen ließ, und Soufiane hat sich auf Entreißdiebstähle spezialisiert. In einem Land, in dem auch der oder die Anständige schnell Opfer von Polizei und Justiz werden kann, ist die Motivation zwar gering, sich an die Gesetze zu halten, auf einen grünen Zweig kommt man so aber nicht. Doch Allal hat eine Idee: Es gibt einen alten spanischen Juwelier am Ort, der immer noch regelmäßig seinen Geschäften nachgeht und in dessen Laden die drei eine stattliche Summe vermuten.
Faouzi Bensaïdi lässt sich in seinem fast zweistündigen Werk viel Zeit, bis der Plan reift und die drei zur Tat schreiten. Er zeigt zwar den Alltag und widmet Malik auch viel Aufmerksamkeit, die anderen beiden vernachlässigt er ein wenig, aber selbst Malik wird als Person nicht wirklich plastisch und lebendig. Sein Innenleben und das seiner beiden Kumpane bleibt uns weitgehend verborgen. Interessant wäre es schon, in ihre Köpfe hineinzusehen, denn immerhin Malik und Soufiane entwickeln sich, Soufiane sogar in einer dramatisch hochwirksamen Weise. Wenigstens geht es den Nebenfiguren nicht besser, von denen eine der Regisseur selbst verköpert. Vielleicht wünscht man sich mehr Fleisch am Knochen, weil sämtliche Schauspieler und die wenigen Schauspielerinnen authentisch und engagiert auftreten. Der heimliche Star ist aber zweifellos die Kamera, und die wird auch in den letzten Einstellung gebührend gefeiert.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung