Hasta la Vista Belgien 2011 – 115min.
Filmkritik
Das Recht auf Sex
Drei behinderte junge Männer begeben sich auf eine abenteuerliche Reise nach Spanien, um den ersten Sex zu erleben. Was nach Klamauk und vorhersehbarer Handlung klingt, entpuppt sich als feinfühlige, ideenreiche Tragikomödie, die sich aus heiteren und bewegenden Momenten zusammensetzt.
Die drei Freunde Lars (Gilles De Schrijver), Philip (Robrecht Vanden Thoren) und Josef (Tom Audenaert) sind bereits in ihren Zwanzigern, hatte jedoch noch nie Sex. Um diesen Zustand so schnell wie möglich zu ändern, planen sie einen Trip nach Spanien. Doch das ist leichter gesagt als getan: Lars sitzt im Rollstuhl, Phillip ist vom Hals abwärts gelähmt, und Josef ist fast komplett blind. Obwohl ihre Eltern aus Sorge strickt dagegen sind, begeben sie sich kurzerhand auf eigene Faust auf die abenteuerliche Reise, um endlich ihr großes Ziel zu erreichen: den ersten Sex in einem behindertengerecht eingerichteten Bordell.
Filme über Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderungen gibt es nicht erst seit dem Kino-Hit Intouchables. My Left Foot (1989) mit Daniel Day-Lewis, das deutsche Roadmovie Erbsen auf halb 6 (2004) oder I am Sam (2001) sind weitere Beispiele für gelungene Filme, in deren Mittelpunkt behinderte Menschen stehen. Sie konfrontieren den Zuschauer zwar unmittelbar und direkt mit dem Leid ihrer Protagonisten, jedoch auf eine unsentimentale Art und Weise und ohne Kitsch und Pathos. In die Riege dieser melancholischen Tragikomödien reiht sich nun auch der belgische Film Hasta la Vista von Regisseur Geoffry Enthoven ein.
Der Film lebt von seinem heiteren, lebensbejahenden Grundton und seinen erstklassigen Hauptdarstellern. Die drei Jungschauspieler Gilles De Schrijver, Robrecht Vanden Thoren und Tom Audenaert verleihen ihren Figuren Charisma und Charme. Lars, Philip und Josef sind liebenswerte, sympathische Zeitgenossen, die ihren oft schwierigen Alltag mit Bravour meistern. Die drei Schauspieler finden für ihre Darstellung dabei genau den richtigen Mix aus Trauer, Verzweiflung (etwa, wenn sich der Gesundheitszustand von Lars stetig verschlechtert) und stimmungsvoller Lebenslust (wenn sich die Freunde nach allerlei Ärger und Vorbereitungsstress doch noch in einem klapprigen Bus auf den Weg nach Spanien machen können).
Daneben überzeugt Hasta la vista mit seinem ironischen, lakonischen Witz, der aber stets würdevoll und nie zynisch daherkommt. Als Zuschauer lacht man auf hohem Niveau, nie werden die Protagonisten oder ihre gesundheitlichen Einschränkungen der Lächerlichkeit preisgegeben. Neben all dem treffsicheren, trockenen Humor, zeigt Enthoven aber immer wieder auch auf, was es heißt, mit derartigen Behinderungen zu leben und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Hier wird Hasta la Vista ruhiger und nachdenklicher, ohne jedoch auf die Tränendrüse zu drücken.
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Kommentare
Gemächlich-Schön.
Das Arthouse-movie kommt teilweise etwas zu gemächlich daher, ist aber auch deswegen gemächlich schön geworden.
Die Darsteller spielen ihre Rollen mit sehr viel feingefühl, und so wird aus Hasta La Vista ein Roadmovie der anderen Art.
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