Kyss mig Schweden 2011 – 105min.

Filmkritik

Von Frau zu Frau

Filmkritik: Tamara Schuler

Lesbisches Liebesdrama aus Schweden: Alexandra-Therese Keining erzählt von einer intensiven Begegnung zwischen zwei Frauen und dem Moment im Leben, der eine richtungsweisende Entscheidung verlangt.

Mia (Ruth Vega Fernandez) ist kurz davor, ihren Freund (Joakim Nätterqvist) zu heiraten. Doch zunächst muss sie die Verlobungsfeier ihres Vaters über sich ergehen lassen. Dort trifft sie erstmals auf ihre Stiefschwester Frida (Liv Mjönes), die Tochter von Papas neuer Frau. Die "Geschwister" könnten unterschiedlicher nicht sein: Die dunkelhaarige Mia ist ruhig, seit Jahren in einer Beziehung und erfolgreich in ihrem Job, während die blonde Frida lebenslustig und spontan auftritt. Doch innert weniger Tage entsteht zwischen den beiden Frauen eine Anziehungskraft, derer sie sich nicht erwehren können. Während sich Frida schon vor einiger Zeit als lesbisch geoutet hat, muss Mia nun ihren gesamten Lebensentwurf neu überdenken.

Ein Film über starke Frauen von starken Frauen: 2002 erschien der Low Budget-Film Hot Dog, in dem sich eine junge Frau zwischen zwei Männern entscheiden muss. Dies war Alexandra-Therese Keinings Debütfilm, der die damals 26-Jährige zur jüngsten Regisseurin und Drehbuchautorin Schwedens machte. Kyss mig ist ihr mittlerweile dritter Film. Produziert hat ihn die 34-jährige Josefine Tengblad, die auch bei Lars von Triers Filmen Dogville und Manderlay mitgewirkt hat.

Die Situation ist klassisch. Sie ist kurz davor zu heiraten, doch dann trifft sie ihn - und alles wird anders. Man ersetze das "ihn" durch ein "sie" - und schon hat man Kyss mig erzählt. Doch das romantische Drama hat durchaus mehr zu bieten, als nur den Blickfang Homosexualität: Bildstark und sehr ästhetisch schildert Alexandra-Therese Keining jenen Punkt im Leben, an dem man sich für eine Richtung entscheiden muss. Die Schauspieler wirken allesamt authentisch, überragt wird der starke Cast von Liv Mjönes und ihrer faszinierenden Mimik. Bemerkenswert ist auch, mit welch grosser Selbstverständlichkeit und Unaufgeregtheit die wachsende Liebe zwischen zwei Frauen gezeigt wird. Einziger Makel: Das Leben ausserhalb der Leinwand zeigt sich selten in solch schönen, weich gezeichneten Bildern; ein bisschen mehr Dreck hätte sein dürfen in diesem detailverliebten und farblich immer perfekt abgestimmten Film.

Bei aller Ästhetik regt Kyss mig doch auch zum Nachdenken und Hineinversetzen an - insbesondere durch das Weglassen von einem kritischen Umfeld im Film. Doch die Frage bleibt: Wer sollte sich diesen Film anschauen? Wer sich an diesem zweiten "sie" stört, wen es neugierig macht, der sollte dies auf jeden Fall tun. Wer formvollendete Bilder und beeindruckende Schauspielkunst sehen will, ebenfalls.

10.10.2012

4

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Kommentare

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Lacin84

vor 9 Jahren

Wo kann Mann dieses Film schauen bitte bitte hilft mir!!


Patrick

vor 11 Jahren

GIRL-LOVE.
In Brokeback Mountain war die Liebe unter Männer zu sehen, jetzt kommt mit Kyss mig die Frauen-Version und auch diese Version lebt durch die grandiose Darstellung und den schönen Bilder.
Die Sex-Szenen kommen wie schon in The Sessions(mehr infos auf dieser seite) sehr gefühlsvoll daher.
Kyss mig und The Sessions sind zwei neue (Sex-) Arthouse-Filme die mehr sehr gut gefallen haben.Mehr anzeigen


frem

vor 11 Jahren

Dieser Film ist absolut ästhetisch, frei von Klischees und wunderschön zu Anschauen. Ich war hingerissen, hatte auch mal eine Träne verdrückt und war von Anfang bis zum Ende gefesselt vom Vorgang auf der Leinwand. Zudem ist Liv Mjönes der Hammer und zuckersüss.. Ein Film auch für Männer wie mich..Mehr anzeigen


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