Machine Gun Preacher USA 2011 – 129min.
Filmkritik
Die Knarre Gottes
Ob in den Fußstapfen antiker Kriegsheld oder auf seichten Komödienpfaden unterwegs, Gerard Butler macht stets eine gute Figur. Als Maschinengewehr Gottes verlässt ihn aber sein Charme.
Marc Forsters Machine Gun Preacher basiert auf der wahren Geschichte von Sam Childers, einem Ex-Hells-Angels-Mitglied und Drogenabhängigen, der nach seiner Taufe als wiedergeborener Christ sein Leben Jesus verschrieb. Gerard Butler schlüpft in dessen Haut und müht sich diese komplizierte Persönlichkeit authentisch rüberzubringen. Dafür opfert der Film einen reichlich langen ersten Akt, um Childers in seinem alten kriminellen Leben abzubilden, mehr als einen rücksichtslosen Kriminellen in seinem Milieu wiederzugeben, gelingt aber nicht, was unterm Strich einer deutlichen Zeitverschwendung gleichkommt.
Richtig nachvollziehbar wollen die Entwicklungen in der Folge überdies ebenfalls nicht erscheinen. Weder die plötzliche Wandlung vom Saulus zu Paulus, noch seine stringente Motivation, Entwicklungshilfe im Sudan zu leisten. Der Prolog versprach hingegen deutlich mehr: Eine Szene, wie aus einem Albtraum. Mitten in der Nacht überfallen Bewaffnete ein Dorf, metzeln alles und jeden nieder, außer den Kindern, aus denen sie Soldaten machen wollen. Einige zwingen sie noch vor Ort, die eigenen Eltern zu erschlagen. Diese gespenstische atmosphärische Dichte, die in diesen ersten Augenblicken an Filme wie «Blood Diamond» oder «Tränen der Sonne» erinnert, erreicht Forsters Werk später zu keinem Zeitpunkt mehr.
Stattdessen pendelt die Geschichte als merkwürdige Mixtur aus White-Trash-Drama, Biopic und Kriegsfilm zwischen zwei Kontinenten, verschiedenen Verzweiflungsgraden des Hauptakteurs und variierenden religiösen Befindlichkeiten. Wobei das eigentliche Credo unklar bleibt. Wenn Butler voller Hass und religiös verblendet predigt und behauptet, Gott wolle wehrhafte Christen, die die Zähne blecken und dem Bösen die Schranken weisen, klingt das mehr nach den Tönen eines Irren und völlig anders, als die Botschaft eines liebenden und vergebenden Gottes. Es stellt sich somit automatisch die Frage, inwieweit ein Fanatiker, der selbst rücksichtslos tötet, ein probates Vorbild abgeben kann.
Machine Gun Preacher bleibt in seiner Kernaussage weitgehend inkonsistent. Zudem haftet dem Film der bittere Beigeschmack an, dass sich alles Gute durch den Fanatismus der Hauptfigur zumindest teilweise immer wieder ins Gegenteil verkehrt. Doch selbst diese gesellschaftlichen Aspekte außen vor gelassen, vermag der Film mit seiner holprigen Story, der überdies oft zäh und nicht allein wegen des Themas bleiern wirkt, nur selten zu fesseln.
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Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 12 Jahren
Nur Europäer können am politischen Kontrapunkt drehen von Wirtschaft: Hier ist Hilfe erforderlich, wie erfolgreich. Daran ändert die Tatsache nichts, dass ein US-Bürger interveniert in Zentral Afrika. Leider zu sehr auf Oscar Kurs gebracht, wie ‚ Blood Diamond' und ‚ The Last King of Scotland'.… Mehr anzeigen
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 12 Jahren
Ein Mann, der das Böse in sich behält und endlich das Gute aus sich heraus lässt.
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