Arbitrage Polen, USA 2012 – 107min.

Filmkritik

Geld stinkt nicht. Oder?

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Richard Gere brilliert in seiner Paraderolle als Milliardär, der nicht ganz so unantastbar ist, wie er glaubt. Guter, altmodischer Thriller von Nicholas Jarecki.

Robert Miller (Richard Gere) ist ein erfolgreicher Hedgefonds-Manager, ein Milliardär, ein Wohltäter mit grossartiger Ehefrau (Susan Sarandon) und zwei erwachsenen Kindern, von denen die Tochter Brooke (Brit Marling) mit ihm arbeitet und in seine Fussstapfen treten will. An seinem 60. Geburtstag jedoch beginnt die perfekte Fassade seines Lebens langsam abzubröckeln. Miller versucht verzweifelt, seine Firma an eine Bank zu verkaufen, bevor die Unregelmässigkeiten in seinen Büchern entdeckt werden, und seine Affäre mit der französischen Galeristin Julie (Laetitia Casta) kann kaum länger verborgen bleiben. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Wochenende schläft Miller am Steuer ein. Als sich sein Auto mehrfach überschlägt, wird Julie getötet. Der Financier flieht von der Unfallstelle und verstrickt sich fortan immer mehr in seinen eigenen Lügen.

Der erste Spielfilm von Nicholas Jarecki funktioniert dank Richard Gere, einem grossartigen Schauspieler, dessen öffentliche Persona als cooler, sanfter Buddhist ihm in jeder Rolle etwas anhaftet und zu der Attraktivität dieses doch eigentlich lausigen Menschen beiträgt. Wir ertappen uns immer wieder dabei, dass wir hoffen, dass Robert Miller aus seinen diversen Bredouillen herauskommt, obwohl er der Bösewicht des Films ist und von Anfang fest steht, dass Miller schuldig ist. Ansonsten ist der Film spannendes, altmodisches Kino vom Feinsten. Eine nicht unbedingt neue, aber aktuelle und gut erzählte Gesichte mit glaubwürdigen Charakteren, aber ohne Explosionen und CGI-Effekte.

In einem Amerika, in dem die Reichsten fast allen Wohlstand besitzen, passt eine Figur wie Robert Miller genau ins heutige politische Bild. Korrupte Financiers wie Bernie Madoff und Banken, die unseriöse Darlehen gewährten, haben ein Klima geschaffen, in dem sich die Reichen und Mächtigen fast unantastbar fühlen. Um seine eigene Haut zu retten, würde Robert Miller den Sohn seines Chauffeurs opfern, den er dazu nötigt, seine Fahrerflucht zu vertuschen. Und als ihm seine eigene Tochter, der CFO seiner Firma, langsam auf die Schliche kommt, sieht er ihre Empörung über das Verhalten ihres Vaters in erster Linie als gute Lehre. Der Film hat eine Message, die im Wahljahr 2012 hoffentlich laut und klar von den Wählerinnen und Wählern gehört wird. Die Reichen sollen sich nicht alles erlauben dürfen.

01.03.2024

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

8martin

vor 2 Jahren

Ein Krimi über Spekulationen in Millionenhöhe, bei dem der Fachmann wie selbstverständlich zustimmend nickt und meint ‘Stimmt! So is‘ es‘, und der Laie wundert sich ‘Unvorstellbar!‘
Regisseur Jarecki kontrastiert das Privatleben des Milliardärs Robert Miller (Richard Gere) mit seinem Geschäftsgebaren. Außerdem erfahren wir, wie der Superdaddy zuvor vertuscht, Zahlen fingiert sogar gefälscht hat. Und gleichzeitig die Polizei (Tim Roth) gegen ihn ermittelt, weil seine kostspielige Geliebte (Laetitia Casta) bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Robert beging Fahrerflucht.
Miller gelingt es immer wieder den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Etwaige Klippen innerhalb der Familie (wie die mit Ehefrau Susan Sarandon oder Tochter Brooke (Brit Marling) werden souverän umschifft. Nach außen zumindest. Es wird aber auch die tragische Seite des Vater – Tochter Verhältnisses angedeutet.
Die Beweise für die Polizei kann er kaufen und ändern, so dass er ungeschoren davonkommt. Persönliche Narben, die nicht so schnell verheilen, werden wohl erst später sichtbar. Zuvor endet der Film mit einer Laudatio von Tochter Brooke auf ihren Vater auf einem Gala Dinner.
Gere gibt den Robert Miller als einen pfiffigen, aber rücksichtslosen Charmeur. Er wirkt aber gehetzt und schläft schlecht. Eigentlich ist er nicht zu beneiden.
Und weil hinter jedem großen Mann eine noch größere Frau steht, wird seine Ehefrau am Ende alle Fäden in der Hand behalten und alles nach ihren Vorstellungen lenken. Ihre Erpressung ist die raffinierteste Karte im Quartett. Es gibt keine Nur-Guten oder Nur-Bösen. Alle sind Opfer ihrer eigenen Wünsche. Sogar Robert Miller. Er ist am Ende der betrogene Betrüger. Realistisch und spannend.Mehr anzeigen


8martin

vor 2 Jahren

Ein Krimi über Spekulationen in Millionenhöhe, bei dem der Fachmann wie selbstverständlich zustimmend nickt und meint ‘Stimmt! So is‘ es‘, und der Laie wundert sich ‘Unvorstellbar!‘
Regisseur Jarecki kontrastiert das Privatleben des Milliardärs Robert Miller (Richard Gere) mit seinem Geschäftsgebaren. Außerdem erfahren wir, wie der Superdaddy zuvor vertuscht, Zahlen fingiert sogar gefälscht hat. Und gleichzeitig die Polizei (Tim Roth) gegen ihn ermittelt, weil seine kostspielige Geliebte (Laetitia Casta) bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Robert beging Fahrerflucht.
Miller gelingt es immer wieder den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Etwaige Klippen innerhalb der Familie (wie die mit Ehefrau Susan Sarandon oder Tochter Brooke (Brit Marling) werden souverän umschifft. Nach außen zumindest. Es wird aber auch die tragische Seite des Vater – Tochter Verhältnisses angedeutet.
Die Beweise für die Polizei kann er kaufen und ändern, so dass er ungeschoren davonkommt. Persönliche Narben, die nicht so schnell verheilen, werden wohl erst später sichtbar. Zuvor endet der Film mit einer Laudatio von Tochter Brooke auf ihren Vater auf einem Gala Dinner.
Gere gibt den Robert Miller als einen pfiffigen, aber rücksichtslosen Charmeur. Er wirkt aber gehetzt und schläft schlecht. Eigentlich ist er nicht zu beneiden.
Und weil hinter jedem großen Mann eine noch größere Frau steht, wird seine Ehefrau am Ende alle Fäden in der Hand behalten und alles nach ihren Vorstellungen lenken. Ihre Erpressung ist die raffinierteste Karte im Quartett. Es gibt keine Nur-Guten oder Nur-Bösen. Alle sind Opfer ihrer eigenen Wünsche. Sogar Robert Miller. Er ist am Ende der betrogene Betrüger. Realistisch und spannend.Mehr anzeigen


Barbarum

vor 9 Jahren

Gut besetzter Finanzthriller. Nur fällt das Mitfiebern schwer, da die Hauptfigur nicht gerade für Sympathien sorgt.


Mehr Filmkritiken

Gladiator II

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Venom: The Last Dance

Typisch Emil