Das grüne Wunder - Unser Wald Deutschland 2012 – 93min.

Filmkritik

Wo bleibt der Bär?

Filmkritik: Eduard Ulrich

Mit viel Aufwand in sechsjähriger Drehzeit gelingen Jan Haft bezaubernde Bilder vom mitteleuropäischen Wald und seinen Bewohnern. Der etwas betuliche Ton, den Sprecher Benno Fürmann trotz angenehm klarer Diktion wählte, und die Mischung verschiedener Tricktechniken und unbearbeiteter Aufnahmen erinnern leider immer wieder ans didaktische Schulfernsehen und zeigen, dass die optimale Form eines handwerklich gut gearbeiteten und ethisch engagierten Dokumentarfilms noch nicht gefunden ist.

Zurückhaltung zahlt sich nicht immer aus. Zugegeben: Es ist nicht leicht, die Balance zwischen mitreißend und reißerisch zu finden, wenn man mit einem moralischen Anliegen antritt - in diesem Falle einem Plädoyer für den Schutz der Wälder und der Wildtiere. So setzt Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Kameramann Jan Haft Bilder von Jungtieren nur dosiert ein, obwohl damit spielend zu punkten wäre, er entgeht aber der Vermenschlichungsfalle tierischer Aktivitäten dennoch nicht ganz. Ebenso heikel ist es, eine gute Kombination von schönen Bildern zur Erfürchterung und funktionalen zur Erläuterung festzulegen. So folgen auf Lauftaufnahmen in Zeitlupe hektische Entwicklungsdarstellungen von Pflanzen im Zeitraffer, ohne dass ersichtlich wäre, in welchem Zusammenhang sie stünden. Haft orientiert seine Dramaturgie natürlich an den Jahreszeiten, er will aber mehr erzählen, als die Natur hergibt, was mit den richtigen Schnitten zwar scheinbar gut funktioniert, aber seinem Werk einen Anstrich von Künstlichkeit verleiht - Gift für seine Mission. Dazu trägt auch die meist stilvolle, aber oft üppige Musik bei. Hier hätte er ruhig auf die Klänge der Natur vertrauen dürfen. Man kann Haft aber zugute halten, dass er sein Publikum nicht mit Fakten überschüttet - eher im Gegenteil. Sein Fokus sind die Bilder und die vielfältigen Lebensräume und Lebewesen von den Pilzen unter der Erde über die Ameisen am Boden und an den Bäumen bis zu den Vögeln, die in den Wipfeln der Bäume nisten. Auch auf eine kurze Exkursion in prähistorische Zeiten führt er uns, als sich noch Auerochsen, Wisente und Wildpferde unbehelligt vom Menschen und seiner Zivilisation in den Wäldern und nicht nur dort tummelten. Nur der Bär wird mit keiner Silbe erwähnt. Digitale Simulationen, Nachtaufnahmen mit Restlichtverstärker und Einblicke in Brutplätze und Wurfhöhlen, die nur mit moderner Filmtechnik möglich sind, runden sein Porträt dieses sagenumwobenen Lebensraumes ab.

03.05.2024

3

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Kommentare

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Natalie3

vor 12 Jahren

Unglaublich schöner Film! Einfach zum reinsitzen und geniessen! Ich habe ihn mit meinen Kindern gesehen, denen er auch gefallen hat!
Absolut empfehlenswert!


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