Der Hypnotiseur Schweden 2012 – 122min.

Filmkritik

Blutiges Stockholm

David Siems
Filmkritik: David Siems

Lasse Hallström kehrt zurück nach Schweden: Die Verfilmung des Bestsellers ist klassischer Krimistoff, entpuppt sich auf der Leinwand aber als überharte Kost, wie man sie in ähnlicher Form schon zu oft im Genre gesehen hat - und eher im TV seinen Platz hätte.

Man kennt Hallström als Experten für sentimentale und herzerwärmende Filme wie Chocolat, The Cider House Rules oder zuletzt Salmon Fishing in the Yemen. Große Gefühle, bekannte Darsteller, Emotionen zum Anfassen: Alternatives Einkaufszentrum-Kino könnte man sein hauseigenes Genre auch nennen. Nach Jahren der seichten und romantischen Gefühlsduselei kehrt der Hallström zurück in sein Heimatland Schweden, um mit deutlich weniger Aufwand und schmalerem Budget da zu arbeiten, wo er zuletzt "Neues von uns Kindern aus Bullerbü" gedreht hatte.

Es beginnt wie ein Tatort: Ein Sportlehrer sammelt nach der Unterrichtsstunde ein paar Basketbälle ein, als der lautlose Killer von hinten zusticht und ihn massakriert wie ein ahnungsloses Schwein im Schlachthaus. Wenige Einstellungen später ist der Kommissar mit zerknittertem Blick (Tobias Zilliacus) am Tatort und verschafft sich einen ersten Eindruck. Der Killer zieht weiter zum nächsten blutigen Schauplatz und bringt eine Mutter und ihr Kind im Eigenheim zur Strecke. Gnadenlos. Eiskalt. Skrupellos. Mit skandinavischer Härte und Kühle operiert hier auch Lasse Hallström, der die Opfer in aller Abscheulichkeit des Todes zeigt: Die erdolchte Tochter sitzt mit offenen Augen vor dem laufenden Fernseher, die Mutter liegt grotesk über einen Stuhl gequetscht unter dem Küchentisch. Überleben tut nur der schwerverletzte Sohn, der fortan im Krankenhaus deliriert. Mit Hilfe eines Hypnotiseurs (Mikael Persbrandt) soll das Opfer rekonstruieren, wer der Täter ist.

Keine Frage: Ob die Wallander-Reihe oder Stieg Larssons Millenium-Trilogie - skandinavische Krimis und Thriller sind nicht nur im deutschsprachigen Raum erfolgreich. Vielleicht liegt es an den Sehgewohnheiten oder an der qualitativen Messlatte, aber The Hypnotist reiht sich kaum in die prägenden Werke aus dem hohen Norden ein. Hallströms Verfilmung von Lars Keplers Bestseller bemüht sich, die Standards des Genre einzuhalten, fügt dem solchen aber keine neuen Impulse zu.

Hallströms überharte Horrorszenen wirken wie die Bemühungen, seinem Publikum zu suggerieren, dass er auch trotz seiner filmischen Vergangenheit für heftigen Stoff zu haben ist. Die blutigen Bilder fallen hier allerdings einer für das Genre unabdingbaren Subtilität zum Opfer. Die Auflösung des Films wirkt dagegen geradezu albern und übersinnlich blöd. Verraten sei es hier natürlich nicht.

27.02.2013

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Die Schauspieler sind ganz gut. Aber die Handlung ist nicht immer die Beste.


seeyouto

vor 11 Jahren

Schaut sich an wie ein TV-Krimi. Nur etwas länger (zu lang). Die Eheprobleme des Hypnotiseurs werden ein bisschen zu ausführlich behandelt. Es gibt wenig Spannung und mir fallen leider Ungereimtheiten auf, die dem Produzenten auch hätten auffallen sollen. Wie die Narben auf dem Gesicht der Frau, einmal rechts, einmal links. Aber sonst.... Naja eben, es gab bessere Filme von da oben.......Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Ein klassischer Skandinavischer Krimi. Starke Bilder, starke Szenen, stark gespielt. Vor allem Mikael Persbrandt als Erik hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist manchmal leider etwas gar durchschaubar.


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