The Master USA 2012 – 144min.
Filmkritik
Meister und Meistermacher
Ein traumatisierter US-Marinesoldat trifft nach seiner Heimkehr aus dem Pazifikkrieg auf den Begründer einer pseudoreligiösen Psychosekte. Das ist der Beginn einer seltsamen symbiotischen Partnerschaft. Philip Seymour Hoffman und Joaquin Phoenix sind die Glanzpunkte im formal bestechenden, aber zwiespältigen Filmepos von Paul Thomas Anderson.
Der Marinesoldat Freddy Quell (Joaquin Phoenix) kehrt nach dem Ende des Pazifikkriegs 1945 in die USA zurück. Doch im Zivilleben tut er sich, wie viele andere Kriegsveteranen, schwer. Er ist traumatisiert, sexbesessen und Alkoholiker. Beim geringsten Druck rastet er aus und kommt mit dem Gesetz in Konflikt. Doch eines Nachts verschlägt es den Antihelden im Hafen von San Francisco auf eine Yacht. Dort feiert ein gewisser Lancaster Dodd (Philipp Seymour Hoffman) die Hochzeitsparty für seine Tochter.
Der obskure Gastgeber bezeichnet sich als Nuklearphysiker und Philosoph und ist der Guru der neuen pseudoreligiösen Gemeinschaft "The Cause". Dodd ist vom ungebetenen Gast sofort begeistert. Und bald wird klar, weshalb. Er und seine dominante Frau Peggy (Amy Adams) suchen Anhänger für ihre Gruppe und bauen den gutaussehenden Aussenseiter - salopp gesagt - zum Lockvogel für ihre psychologischen Therapiekurse auf. Und nun wird episodenhaft berichtet vom skrupellosen Streben nach spiritueller Macht, in einer Ära, die bestimmt wird von heuchlerischer Doppelmoral, Scharlatanerie und reaktionärem Patriotismus.
Brisant: Der Plot wird mit der Biografie des Scientology-Begründers L. Ron Hubbard (1911-1986) in Zusammenhang gebracht, der 1950 die Basis für seine umstrittene Bewegung legte. Wie nahe sich Realität und Fiktion tatsächlich annähern, ist schwer zu orten. Sicher ist, dass The Master eine Zangengeburt war: Die Hollywood-Produktionsfirma Universal zog sich aus mannigfachen Gründen vom Projekt zurück, aber Kultregisseur Paul Thomas Anderson (Magnolia, There Will Be Blood) gab nicht auf. Und nun ist The Master vor allem von der Ausgestaltung her ein exzellentes, im seltenen 70-Millimeter-Format gedrehtes Epos geworden. Mit einer grossen Besetzung: Philip Seymour Hoffman porträtiert den bauernschlauen Menschenverführer Dodd bestens. Und Joaquin Phoenix inkarniert den seelisch wunden Quell mit atemberaubender Hingabe. Betörend ist auch der Soundtrack von Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood.
The Master ist ein Film mit Sogwirkung, der das Publikum inhaltlich aber ratlos zurücklässt. Warum? Der Kernkonflikt, die fatale Abhängigkeit und Wechselwirkung von Traumata-Versehrten mit Bewusstseinsmanipulatoren wird zwar furios eingeführt, doch dann kapriziert sich Anderson zu stark auf die sentimentale Seite der Männer-Beziehung. Und das nimmt dem Stoff viel von seiner intellektuellen Tiefenschärfe.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ein etwas anstrengender und definitiv auch spezieller Film von Paul Thomas Anderson. Im Vordergrund steht vor allem das nackte Schauspiel und die Dialoge, welches auch die grossen Pluspunkte von "The Master" sind. Inhaltlich bleibt aber nicht sonderlich viel haften, ausser wie manipulativ, die richtige Wortwahl und Überzeugung auf mental angeschlagene Menschen wirken kann.
7/10… Mehr anzeigen
Paul Thomas Andersons Filme sind immer etwas Spezielles und fern von jeder Genrekonvention. Genau dasselbe ist auch hier der Fall und dazu noch eine beeindruckende Leistung von Phoenix in der Hauptrolle.
Die Schauspieler überzeugen auf ganzer Linie. Der Film ist dramatisch und aufwühlend - teilweise jedoch auch etwas anstrengend.
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