The Sapphires Australien 2012 – 103min.

Filmkritik

Soul aus dem Outback

David Siems
Filmkritik: David Siems

Eine Girlband in Zeiten des Vietnam-Krieges: Um aus der Ödnis des australischen Outbacks auszubrechen, heuert eine Soulband bei der US-Armee an, um für die Truppen in Südostasien zu spielen. Wayne Blairs Film pendelt dabei zwischen Drama und Komödie, verhandelt Rassismus und Geschwisterliebe, trifft häufig die richtige Tonart, doch hat selten das Zeug zum echten Ohrwurm.

Es sind eine ganze Menge ernster und dramatischer Themen, die Regisseur Wayne Blair und seine Autoren Keith Thompson sowie Tony Briggs auf der Gefühlsskala angehen und dabei in den Motown-Sound eines australischen Mädchen-Quartetts packen, wie eine Vinylscheibe in eine Schutzverpackung. Vielleicht zu viele Themen, denn der Anspruch des mahnenden Untertons kann häufig nicht Schritt halten mit der Leichtigkeit der Inszenierung. Um in der Fachsprache zu bleiben: Wäre dieser Film eine 7-Inch-Single, dann müsste man beklagen, dass sich die A-Seite zu sehr von der B-Seite unterscheidet. Wie so oft bei One-Hit-Wondern.

Es ist die wahre Geschichte der "Sapphires", jener Band der Aborigine-Schwestern Gail (Deborah Mailman), Julie (Jessica Mauboy) und Cynthia (Miranda Tapsell), die sich mit ihrer Cousine Kay (Shari Sebbens) und dem Produzenten Dave Lovelace (Chris O'Dowd) zusammentun, um dem staubigen Outback zu entfliehen. 1968 folgen sie einer Zeitungsannonce, folgen dem Ruf eines Castings des US-Militärs und landen kurz darauf in Saigon, um vor Soldaten Coverversionen von Aretha Franklin und anderen Motown-Größen zu singen. Zwischen gut gebauten und flirtenden GIs, der Schwüle Vietnams und dem Kugelhagel bei Bombenangriffen inszeniert sich der Film abwechselnd als Lovestory, Musik-Comedy und Action-Spektakel.

Doch The Sapphires erzählt auch noch eine andere Geschichte: Eingerahmt wird das kurzweilige Musikmärchen von einem dunklen Kapitel der jüngeren australischen Geschichte. Während in den USA gegen Ende der 70er-Jahre das Thema der Rassentrennung zum gesellschaftlichen Pulverfass wurde, verkam der Aborigine-Konflikt in Australien zum Tabuthema, in dessen Schatten die weiße Obrigkeit an großen Menschenrechtsverbrechen werkeln konnte. Um die Rassensegregation aufrecht zu erhalten, wurden damals weiße Kinder konsequent von Aborigine-Familien getrennt, entführt und in Kinderheimen interniert. Dieses Schicksal widerfährt im Film auch Kay, die zu Beginn der Erzählung von ihren Cousinen getrennt wird. Erst zehn Jahre später führt sie die Musik wieder zusammen.

Auch wenn der Film von Soul-Musik geprägt ist, es fehlt ihm an Seele und wahrer Tiefe. Die Plattennadel kratzt ein wenig an der Oberfläche, doch es fehlen das Knistern, das Rauschen und die Bässe, um dem Sound etwas Wahrhaftiges zu geben. So bleibt The Sapphires vor allem ein stimmungsvoller Musikfilm, der in seinem Wunsch nach Authentizität oft zu bemüht wirkt.

14.07.2021

3

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Die Musik sticht besonders hervor.


fanya

vor 10 Jahren

Ein unterhaltsames Feel-Good-Movie.


zreh

vor 11 Jahren

Schöner Film, gute Musik


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