To the Wonder USA 2012 – 112min.
Filmkritik
Liebe und andere Missverständnisse
Ein Film wie eine zweistündige Parfüm-Werbung: Nach Tree of Life konkretisiert Terrence Malick sein Faible für ätherisches Meditationskino diesmal auf das Wesen der Liebe. Und ihre Tücken. Olga Kurylenko und Ben Affleck dürfen hier nicht viel reden, aber dafür umso mehr traurig aus der Wäsche gucken. Kino als Kunst? Eher die Nabelschau eines selbstverliebten Regisseurs, der hier ausnahmsweise nach immergleichen Erzähl- und Ästhetikmustern arbeitet.
Ja, Terrence Malick mag Sonnenuntergänge. Er mag diese friedliche Stimmung am frühen Abend, wenn sich das goldene Licht flach auf die Weizenfelder legt und sanft auf die Gesichter seiner Darsteller scheint. Er mag das sogar so gerne, dass er fast ausnahmslos zu dieser Tageszeit dreht. Und er liebt es, seine neue Muse Olga Kurylenko so zu inszenieren, dass man nicht weiß, ob sie einen verliebten Schmetterling oder einen Teenager nach erster (mit Verlaub) LSD-Erfahrung verkörpert, der mit aufgerissenen Augen den schlammigen Erdboden küsst und darin, heiter glucksend, das Gefühl kosmischer Erfahrungen teilt.
To the Wonder ist ein sonderbarer Film, aber das weiß man auch schon vorher, denn Terrence Malick ist ja kein gewöhnlicher Erzähler, sondern jemand, der Kino ebenfalls zur kosmischen Erfahrung hochjazzen will. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Der Amerikaner Neil (Ben Affleck) und die Französin Marina (Olga Kurylenko) verlieben sich und laufen eng umschlungen durch Paris und über die französische Felseninsel Mont Saint Michel, die aufgrund ihrer Architektur und Aura als "Wunder" beschrieben wird. Doch Neil muss zurück nach Oklahoma, kauft ein Haus in einer Neubausiedlung und nimmt seine große Liebe gleich mit.
Doch die französische Lebefrau und ihre spleenige Tochter fühlen sich von der ruralen Ödnis wie betäubt. Der akkurat gestutzte Rasen und der meterhohe Zaun machen das Grundstück zu einem Gefängnis. Außerdem sind da diese White-Trash-Familien in den Vororten, die sich alle sehr komisch verhalten, weil irgendwas mit dem Boden nicht in Ordnung ist. Neil entnimmt dort Proben, Ben Affleck setzt sein vertrautes Knirschgesicht auf, aber kann den armen Zahnlosen und übermäßig Tätowierten auch nicht helfen. Terrence Malick lässt die Geschehnisse unkommentiert.
Er ist stattdessen ganz verliebt in die Idee, seine ästhetische Vorstellung von Liebe wie eine Parabel im Gewand eines Christian-Dior-Werbespots aussehen zu lassen: Neil und Marina laufen wie spielende Hunde durch sonnendurchflutete Wiesen, schauen sich tief in die Augen, der Wind weht ihnen durch die Haare. Diese Einstellung gibt es im Film etwa 15 Mal, gefolgt von den Tiefpunkten, wenn beide stillschweigend durch das große, leere Haus trotten, unfähig, sich jeglicher Form von Kommunikation zu stellen. To the Wonder ist somit als Meditation über das Scheitern der Liebe zu verstehen, als nostalgischer Rückblick auf die Anfangstage einer Beziehung. Mit Olga Kurylenko als Schmetterling im LSD-Rausch.
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Kommentare
Es kommt alle paar Jahre mal vor, dass wir einen Film vorzeitig beenden - heute war es nach langen 30 Minuten wieder mal soweit...
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