Back in the Game USA 2012 – 111min.
Filmkritik
Das Problem mit der Wachablösung
Clint Eastwood spricht gerne mit leeren Stühlen. Das Klischee des mürrischen alten Mannes bestätigt er auch im Baseball-Liebesdrama Trouble with the Curve. Die Paraderolle für Eastwood wird jedoch durch ein überladenes und dadurch oberflächliches Drehbuch behindert.
Um die Zeitung zu lesen, braucht Gus (Clint Eastwood) nicht nur eine Brille, sondern auch noch eine Lupe. Die Augenprobleme bieten nicht die besten Voraussetzungen für einen Mann, der an regionalen Baseballspielen die zukünftigen Stars der Atlanta Braves erkennen soll. Weil sein Vertrag bald ausläuft, gerät Gus unter Druck. Mit hohen Anforderungen bei der Arbeit ist auch seine Tochter Mickey (Amy Adams) vertraut, die in der Anwaltsfirma zur Partnerin aufsteigen möchte. Mitten in den Vorbereitungen zu einem Fall kommt daher die Nachricht von den Schwierigkeiten ihres Vaters überhaupt nicht gelegen. Doch obschon Mickey der Ansicht ist, dass sie nach dem frühen Tod der Mutter von ihrem Vater vernachlässigt wurde, reist sie nach North Carolina, um ihn zu unterstützen.
Diese Konstellation mit mürrischem Vater und vorwurfsvoller Tochter reicht für ein reichhaltiges Drama bereits vollkommen aus. Doch Drehbuchautor Randy Brown begnügte sich nicht mit diesem Konflikt, sondern streut auch noch Intrigen am Arbeitsplatz, eine aufkeimende Liebe der bisher in Beziehungen eher gehemmten Tochter mit einem ehemaligen Baseball-Spieler (Justin Timberlake) und dazu einen Kommentar über die modernen Selektionsmethoden im Baseball in die Handlung ein. Das würde für eine ganze Fernsehserie ausreichen. In den knapp zwei Stunden Kinofilm bleibt hingegen durch die Vielzahl an Elementen kein Raum für die Entwicklung der einzelnen Stränge. Zu vorhersehbar und eintönig muss Trouble with the Curve deshalb dem üblichen Schema eines Dramas folgen, in dem ein alternder Experte durch moderne Technologie ersetzt werden soll. Die lieblose Behandlung der einzelnen Themen sorgt dafür, dass der Film weder als Baseball-Drama noch als Romanze überzeugt. Zudem können die wenigen Baseball-Fans im deutschsprachigen Raum wenig Freude an der unglaubwürdigen Inszenierung des Spiels haben. Besonders nachdem letztes Jahr das gleiche Thema in Moneyball so packend umgesetzt wurde.
Eastwood spielt in Trouble with the Curve zwar die Hauptrolle, hat den Film aber nicht selber inszeniert. Hinter der Kamera stand Robert Lorenz, der zuletzt als Produzent und zuvor als Regieassistent bei den Filmen von Eastwood tätig war. Es ist also kein Wunder, dass Trouble with the Curve fast wie ein Film von Eastwood selbst aussieht. Dafür sorgen auch Kameramann Tom Stern, Produktionsdesigner James J. Murakami und die Cutter Joel Cox und Gary Roach, die zum festen Bestandteil von Eastwoods Produktionen zählen. Doch wegen der inhaltlichen Mängel ist diese Wachablösung auf dem Regiestuhl gescheitert.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ja, der Film ist wirklich der Gegenentwurf zu Moneyball und setzt voll auf alte, heile Welt. Aber ich fühlte mich auch hier gut unterhalten, denn die tollen Darsteller retten über das unmotivierte Drehbuch hinweg.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung