Frau Ella Deutschland 2013 – 105min.
Filmkritik
Schlimmer geht's immer
In Zeiten, in denen Daniel Brühl zum großen internationalen Sprung ansetzt, konzentriert sich Matthias Schweighöfer, der zu einer ähnlichen Zeit mit ähnlich bübchenhaftem Charme seine Karriere begann, mit Vehemenz auf den deutschen Markt. Auch er hat bereits Hollywood-Luft geschnuppert. Doch derzeit arbeitet er lieber unter Hochdruck daran, sich als führender Filmstar der breiten Masse seiner Heimat zu etablieren.
Seit Schweighöfer in Keinohrhasen gelernt hat, nach welchem Baukastenprinzip sich in Deutschland gefällige Komödien in Kassenknüller verwandeln lassen, scheint er nichts anderes mehr zu verfolgen. Von Zweiohrküken über Russendisko bis Rubbeldiekatz dreht er seither einen auf den Mainstream ausgerichteten Film nach dem nächsten; die beiden erfolgreichsten inszenierte er mit What a Man und Der Schlussmacher gleich selbst. Und nun folgt mit Frau Ella bereits der nächste Streich.
Schweighöfer spielt Sascha, der sich nach abgebrochenem Medizinstudium als Taxifahrer durchschlägt. Die unerwartete Nachricht von der Schwangerschaft seiner Immer-mal-wieder-Freundin Lina (Anna Bederke) führt prompt zu einem Unfall samt Krankenhausaufenthalt. Und weil es ausgerechnet auf seiner Station einen Wasserrohrbruch gab, liegt er plötzlich neben einer 87-jährigen Plaudertasche namens Ella (Ruth Maria Kubitschek). Anfangs genervt, weckt die alte Dame bald Saschas Interesse, zumindest medizinischer Art. Dass die Ärzte sie trotz Herzproblemen unter Vollnarkose operieren wollen, hält er für unverantwortlich – und entführt sie kurzerhand in seine WG. Doch dort ist noch längst nicht Endstation, schließlich würde Ella zu gerne noch Saschas Liebesleben wieder in Ordnung bringen, wozu sie ihn und seinen Mitbewohner und Freund Klaus (August Diehl) mit auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit nimmt.
Die Regie bei Frau Ella, den Schweighöfer einmal mehr auch als Produzent verantwortet hat, übernahm Markus Goller, der mit Friendship! bereits die gelungenste von Schweighöfers Erfolgskomödien inszeniert hatte. Eine kluge Entscheidung, denn anders als sein Star, der in den eigenen Filmen eher unsubtil vorging, versteht sich Goller durchaus auf leisere Zwischentöne. Zudem ist Schweighöfer immer dann am einnehmendsten, wenn ihm darstellerisch überlegene Partner zur Seite stehen – und davon hat er in diesem Fall mit Diehl und Kubitschek gleich zwei.
Über das Stadium von "besser als andere Schweighöfer-Filme" kommt Frau Ella allerdings trotzdem nie hinaus. Dafür plätschert er zu harmlos vor sich hin, geizt in seinen Roadmovie-Klischees mit Überraschungen und lässt vor allem ausgerechnet seine Titelfigur zu kurz kommen. Die nämlich ist in dieser Geschichte selten mehr als Mittel zum Zweck und obendrein viel zu naiv um wahr zu sein. Denn welcher Berliner Rentnerin mag man glauben, dass sie noch nie gehört hat, was ein Döner ist? Da hätte man der Wahl-Schweizerin Kubitschek bei ihrem Kino-Comeback, aber auch dem gesamten Film etwas mehr Tiefe gewünscht. Der Botschaft, dass man im ruhig öfters Cabrio fahren und Champagner trinken sollte, tut das aber keinen Abbruch.
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Kommentare
Unterhaltsames und Vorsehbares Roadmovie, das Lust auf ein Urlaub in Frankreich macht.
Manchmal etwas gar gesucht, aber doch erfrischend und mit guter Message
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