Houston Deutschland, USA 2013 – 107min.
Filmkritik
Probleme in Houston
Ulrich Tukur heftet sich als Headhunter an die Fersen eines CEOs. Und findet sich dabei in einer Stadt wieder, die ihm so fremd ist, wie er sich selbst.
Jahrelang hat Clemens Trunschka (Ulrich Tukur) auf diesen Auftrag hingearbeitet. Der als Headhunter tätige Mitt-Vierziger soll den CEO einer amerikanischen Ölfirma abwerben. Das Honorar ist mehr als ansehnlich, der Schwierigkeitsgrad aber entsprechend hoch, lebt das hohe Wirtschafts-Tier doch abgeschotteter als manch ein Hollywood-Star.
Trunschka sucht sodann die Nähe zur "Beute"; er reist nach Houston, wo die Firma ihren Sitz hat. Zwischen erfolglosen Kontaktversuchen macht er die Zufallsbekanntschaft mit Robert Wagner (Garrett Dillahunt), einem redseligen, dem Klischee-Bilderbuch entstiegen scheinenden Amerikaner. Dieser erweist sich in den nächsten Tagen trotz seiner nervenden Art als durchaus nützlicher Zeitgenosse. Dank eines Tipps Wagners wähnt sich Trunschka nahe, den gordischen Knoten nach zahlreichen Frustrationen doch noch lösen zu können. Dabei ist es der mit leeren Augen durch die Welt gehende Headhunter, der eigentlich den Job wechseln müsste.
Regisseur und Drehbuchautor Bastian Günther interessierte sich bereits in seinem Erstling Autopiloten für den vereinsamten, von Sackgassengefühlen geplagten Menschen. Handelte es sich dort vornehmlich um den einfachen Mann, so führt uns Houston ins Umfeld der Teppichetage. Einer Welt der properen Anzüge, akkuraten Haarschnitte und steifen Führung von Dialogen, getreu widergespiegelt in der Bildästhetik: Starre, Abstand haltende Tableaus und präzise, langsame Schwenke kühlen das visuelle Klima runter. Als sich der Filmschauplatz dann nach Houston verlagert, reflektiert die rigide Bildsprache vornehmlich die Gefangenschaft eines Mannes in den Mauern seines Berufs- und Familienlebens. Als Mittel zum Eskapismus wählt er den Klassiker: Alkohol.
Mit zunehmender Laufzeit spürt auch der Film eine Trunkenheit, die Loslösung von einer diszipliniert fortlaufenden Handlung. Die Desillusion des Jägers, sie erbeutet sich mehr und mehr Platz in einer fahlen, inspirationslosen Stadt - motivierende Audiozusprüche verhallen im Font des Geländewagens. Immer wieder sieht man Houston vereint mit Trunschkas im Fenster gespiegelten Gesichts. Dabei dringt man genauso wenig zu Stadt und Person durch, wie die Hauptfigur selbst, gespielt von einem ideal besetzten Ulrich Tukur.
Houston punktet in Sachen Atmosphäre; man hätte sich gar noch etwas mehr des menschlichen Verschluckt-werdens vorstellen können, dafür etwas weniger Leinwandpräsenz der Figur des Robert Wagners. Als Momentaufnahme verweist Houston auf den Leistungsdruck unserer Gegenwart, und wie er ein Leben stetig aushöhlen kann.
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