Auge um Auge Grossbritannien, USA 2013 – 116min.
Filmkritik
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Brudergeschichte, Milieustudie und Racheplot – all diese Elemente bringt Scott Cooper in seiner zweiten Regiearbeit zusammen. Den Zuschauer erwartet ein hochkarätig besetztes Thriller-Drama, das bewusst Erzählkonventionen unterläuft und einen schonungslosen Blick auf ein vergessenes Amerika wirft.
Während Berufssoldat Rodney Baze (Casey Affleck) mit Kriegserfahrungen und hohen Wettschulden zu kämpfen hat, schuftet sein prinzipientreuer Bruder Russell (Christian Bale) tagein, tagaus im örtlichen Stahlwerk, um seiner Freundin Lena (Zoë Saldana) irgendwann ein annehmliches Leben bieten zu können. Eine Autofahrt unter Alkoholeinfluss ändert jedoch alles. Russell verursacht einen Unfall mit Todesfolge und wandert für mehrere Jahre in den Knast. Als er entlassen wird, hat sich Lena von ihm abgewendet und Rodney nach einem weiteren Irak-Einsatz endgültig den sicheren Halt verloren. Russell versucht, seinen Bruder auf die rechte Bahn zu bringen, doch der reibt sich lieber in illegalen Boxkämpfen auf und gerät so an den Bandenchef Harlan DeGroat (Woody Harrelson).
Wo Coopers Hauptinteresse liegt, macht schon die ausführliche Exposition deutlich, die im Gegensatz zu den sonst zügig erzählten Einstiegen herkömmlicher Mainstream-Filme auf Entschleunigung und eine präzise Figurenbeobachtung setzt. Wir tauchen ein in das trostlose Leben in der Kleinstadt Braddock, einen einstmals blühenden Industriestandort, der durch den Zusammenbruch der Stahlindustrie jedoch unaufhaltsam an Bedeutung verlor.
Immer wieder zeigt die Kamera die in den Himmel ragenden Schornsteine der Hochöfen, von denen im Filmtitel die Rede ist. Standen sie früher für industriellen Fortschritt und schweißtreibenden Einsatz, sind sie heute nur noch Wahrzeichen einer längst vergangenen Epoche. Der amerikanische Traum ist in Braddock ausgeträumt. Resignation und Perspektivenlosigkeit herrschen vor. So wie Rodney mit seinen Kriegserlebnissen alleine gelassen wird, stehen auch die Arbeiter dieses dahinsiechenden Landstrichs ohne Unterstützung da.
Bedächtig nähert sich Cooper dem verzweifelten Aufbäumen der Protagonisten und treibt seine Darsteller zu eindringlichen Leistungen an. Casey Affleck überzeugt als traumatisierter Kriegsheimkehrer, Woody Harrelson als furchteinflößender Psychopath. Nicht zu übertreffen ist allerdings Christian Bale, der den tiefsitzenden Schmerz seiner Figur mit kleinsten Regungen und Gesten zum Ausdruck bringt. Auch wenn der Film gegen Ende in konventionelleres Fahrwasser gerät, ist er allen zu empfehlen, die sich für ungeschönt-eigenwilliges Hollywood-Kino begeistern können.
Dein Film-Rating
Kommentare
Atmosphärisch sehr gut, leider ist die Story aber zu schwach.
Zuletzt geändert vor 7 Jahren
Eine Mischung von prisoners und the place beyond the pines megafilm!!!! Christian bale, Casey affleck und Woody harrelson sensationell!!!! Für solche Filme lohnt es sich Geld auszugeben!!!!!!!!
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